Virginie Despentes

Das Leben des Vernon Subutex 2

Roman
Cover: Das Leben des Vernon Subutex 2
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2018
ISBN 9783462050981
Gebunden, 400 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Claudia Steinitz. Die Geschichte um den sympathischen Loser Vernon Subutex geht weiter: Der 2. Band erzählt davon, wie seine Freunde sich zusammentun, um ihrem Freund, Kumpel, ehemaligen Bandkollegen und Ex-Liebhaber aus seiner prekären Lage herauszuhelfen. Und ein Geheimnis wird gelüftet - mit ungeahnten Folgen. Der zweite Teil der Romantrilogie setzt genau dort ein, wo der erste aufgehört hat. Vernon Subutex ist obdachlos und lebt auf einer Parkbank in den Buttes Chaumont. Während andere Obdachlose, die er dort kennenlernt, ihm helfen, sich in seinem neuen Leben zurechtzufinden, machen sich seine Freunde Sorgen um ihn. Sie halten Kontakt über Facebook und haben eine WhatsApp-Gruppe gegründet, um nach Vernon zu suchen. Hier finden die unterschiedlichsten Leute zusammen, die eines gemeinsam haben: Sie alle hatten irgendwann mal etwas mit Vernon Subutex zu tun. Das Café Rosa Bonheur am Park wird zu ihrer Anlaufstelle und einer Art Hauptquartier. Als dann auch noch die lange verschwundenen Videobänder des verstorbenen Popstars Alex Bleach wieder auftauchen, wird es höchste Zeit, Vernon zu finden.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 07.04.2018

Ein "Gegenwarts-Panorama, das stets das Schlimme meint und oft das Nette schafft" nennt Rezensent Joseph Hanimann Virginie Despentes' Trilogie um Vernon Subutex. War der erste Teil der Trilogie noch getaktet durch Vernons Reise durch die Wohnungen seiner Freunde, muss der Zweite jedoch ohne diese Taktung auskommen, denn inzwischen ist Vernon obdachlos, hat sich zurückgezogen und seine einstigen Freunde überkommt erst das schlechte Gewissen, als ein paar Videokassetten auftauchen, auf denen ein jüngst verstorbener Rockstar und Freund Vernons sein Testament aufgenommen hat, resümiert der Kritiker. Diese Kassetten und die unterschiedlichen Interessen der Protagonisten daran bilden den Antrieb des Romans, der erneut durch Spannung, Unverblümtheit, "Prägnanz" und klar geschnittene Figuren überzeugt, so Hanimann. Leider jedoch lese man dem Roman allzu sehr an, was er zu sein bestrebt: Ein Buch über die französische Gegenwartsgesellschaft und ihre Diskurse, eine Kritik am Individualismus und eine Figurenschau der seltsamen Gestalten, die diese Gesellschaft hervorbringt, meint Hanimann. Tut dem Lesegenuss aber nur geringfügigen Abbruch, meint der Rezensent, der auch mit der Übersetzung zufrieden ist, die dem Ton, der "jedem Anflug von Glücksahnung eine Prise Sarkasmus" verleiht, perfekt trifft.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 09.03.2018

Rezensent Paul Jandl freut sich über ein Wiedersehen mit Vernon Subutex und dessen Freunden. Im nun vorliegenden zweiten Teil der Trilogie folgt er dem inzwischen auf der Straße lebenden Vernon durch einen Zustand zwischen "Obdachlosigkeit und Transzendenz" jenseits der Bürgerlichkeit, erhält weitere vertiefende Einblicke in die "soziale Kraterlandschaft" Frankreichs, in dem vom autonomen Linken über den biederen Angestellten bis zum Neonazi alles aufeinander prallt und beobachtet zugleich, dass all diese Figuren des beginnenden 21. Jahrhunderts doch von einem Zustand lauer "Wirkungslosigkeit" gelähmt scheinen. Despentes' wirkt gelassener - und das steht ihr gut, findet der Kritiker.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 20.02.2018

Mit großer Begeisterung ist Eva Behrendt den Abenteuern des Vernon Subutex auch im zweiten Band von Virginie Despentes' Romantrilogie gefolgt. Subutex hatte in den neunziger Jahren einen wichtigen Plattenladen in Paris, schaffte aber nicht ganz den Sprung aus jener Zeit, als man noch so tat, als wäre Sein wichtiger als Haben. Nach seinem Abstieg im ersten Band ist er nun ganz unten angekommen, informiert die Kritikerin, doch jetzt sind all seine alten Gefährten plötzlich wieder ganz erpicht auf seine Gesellschaft, weil sie ihn im Besitz eines wichtigen Manuskripts wähnen. Behrendt freut sich über die vielen skurrilen, aber glaubwürdigen Gestalten bei Despentes, vom Pornostar Pamela Kant über den Drehbuchautor bis zum Musikproduzenten, vor allem aber über ihre scharfe Beobachtungsgabe. Etwa wenn sie den Uni-Dozenten Sélim denken lässt: "Die Franzosen um ihn herum leben nicht mehr in dem Frankreich, das ihn so begeistert. Sie leiden."