Walter Burkert

Die Griechen und der Orient

Von Homer bis zu den Magiern
Cover: Die Griechen und der Orient
C.H. Beck Verlag, München 2003
ISBN 9783406502477
Gebunden, 180 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Walter Burkert zeigt, wann und über welchen Feldern ihrer Kultur den Griechen das Licht im Osten aufging: So beschreibt er die Rezeption des Alphabets und der orientalischen Schriftkultur durch die Griechen, die Anverwandlung orientalischer Mythen in den Werken Homers, ferner die Spuren orientalischer Weisheitslehren in der Gedankenwelt der Vorsokratiker, die Reflexe ägyptischer Heilsvorstellungen in der orphischen Religion und schließlich die Faszination der "Magier" genannten persischen Priester für die Griechen.

Im Perlentaucher: Rezension Perlentaucher

In fünf kurzen Kapiteln resümiert der emeritierte Professor für Klassische Philologie der Universität Zürich, Walter Burkert, was wir heute wissen über "Die Griechen und der Orient". Er ist kein Parteigänger in diesem uralten Streit, sondern ein sorgfältig abwägender Chronist. Er arbeitet das Gemeinsame der Frühzeit heraus, er markiert aber auch in aller Deutlichkeit das, was früher das griechische Wunder genannt wurde. Burkert macht klar, dass es auch darum als Wunder erscheint, weil zu dem Zeitpunkt, da Griechenland eine eigene Gestalt annimmt, die Quellen aus seiner Umgebung fehlen. Es ist gerade die Randlage, die Griechenland eine Chance gibt: "Die Griechen hatten seinerzeit, in der Epoche der assyrischen Vorherrschaft, das Glück, vom Andrängen des Ostens berührt, aber nicht zerstört zu werden." Wenn Burkert Odyssee und Gilgamesch-Epos vergleicht, betrachtet er nicht nur die einander ähnlichen Stellen - zum Beispiel die "Götterversammlung" -, sondern er zeigt auch, dass in beiden zeitlich und räumlich so weit aus einander liegenden Epen verblüffend ähnliche Erzähltechniken verwandt werden...
Lesen Sie mehr in Arno Widmanns 'Vom Nachttisch geräumt'

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 16.04.2003

Christian Meier hockt dankbar vor der "Fundgrube" dieses Buches - und macht sich Gedanken, die er darin nicht so richtig gefunden hat. Eine überwältigende und reichhaltige Studie über die lange Zeit unterschätzten ägyptischen und persischen Einflüsse auf die Kultur der Griechen habe Burkert verfasst und liefere - vom Epos über die Philosophie bis zur Kultur des Jenseitigen - eine Fülle von Belegen. So viele, dass Meier sich am Ende fragt, "worin wir das Eigene der Griechen fassen können". Das aber, so der Rezensent, ist die schlechthin spannendste Frage. Denn könne man die Kulturleistung und auch Originalität der Griechen nicht anhand ihrer Rezeption anderer Kulturen herleiten? Burkert gehe den Möglichkeiten, die er mit seinen Forschungen eröffne, vielleicht nicht konsequent genug nach. Sein Buch, an eine breite Leserschaft gerichtet und auf dem neuesten Forschungsstand, bleibt für Meier eine beeindruckende Materialsammlung. "Indes", schränkt er seine Kritik ein, " können gute Bücher ihre Leser natürlich auch unbescheiden machen".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 31.03.2003

Dieses Buch, freut sich Wolfgang Schuller, stelle ein "hochwillkommenes Ereignis" dar, weil es "jetzt auch einer größeren Öffentlichkeit" plausibel mache, "wie eng die geistigen Beziehungen" zwischen dem "frühen Griechenland" und dem "späten alten Orient" waren. Der Zürcher Gräzist Burkert behandelt, wie wir vom Rezensenten erfahren, "Abhängigkeiten" der antiken griechische Kultur sowie von deren "Übernahmen" aus und "Verflechtungen" mit den älteren orientalischen Kulturen. In fünf Kapiteln werden verschiedene Bereiche der griechischen Kultur im Hinblick darauf untersucht: Schriftkultur, Homer, Weisheitsliteratur, Kosmogonie und frühe Philosophie, Orphik. Nachgegangen wird dabei Einflüssen aus Ägypten, dem Vorderen Orient und Persien. "Besonders überzeugend" findet der Rezensent Burkers Darstellung der "Korrelationen zwischen keilschriftlichen altorientalischen Texten der verschiedenen Genera" mit den entsprechenden griechischen. "Am wenigsten überzeugend" sei allerdings die Darstellung der persischen Einflüsse gelungen.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 19.03.2003

Heinz Schlaffer hat an Darstellung und Inhalt von Walter Burkerts Überblick der griechisch-orientalischen Beziehungen rein gar nichts auszusetzen. "Allgemein verständlich" vermittle der Autor Fachgelehrten und Laien die orientalischen Einflüsse auf die griechische Kultur, von der Ilias über die Schrift bis hin zu Platons Lehre von der himmlischen Heimat der Seele. "Wie der Blick in die Werkstatt eines Meisters" gewähre das Buch einen informativen Einblick in die Bandbreite der frühen gegenseitigen Beeinflussung der zwei Regionen. Schlaffer betont, dass dieses Buch Ergebnis jahrzehntelanger Forschung ist, und Burkert keineswegs dem derzeitigen Trend nach der dunklen, mythischen Seite Griechenlands entgegenkommt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 17.03.2003

Jürgen Busche bescheinigt Walter Burkert eine herausragende Stellung in den deutschsprachigen Altertumswissenschaften, und das sei gut für dieses Buch, das endlich die Wahrnehmung des antiken Griechenlands zurechtrücke: Der Einfluss der altorientalischen Kulturen von Ägypten bis zum Iran auf die Griechen, seit vielen Jahrzehnten belegbar, aber immer wieder zugunsten einer Vorstellung von origineller Abgeschlossenheit beiseite geschoben, sei nunmehr offiziell. Burkert fasse in seiner "überaus lesenswerten" Abhandlung "eindrucksvolle Ergebnisse interdisziplinär arbeitender historischer Wissenschaften" zusammen. Busche ist allerdings nach der Lektüre auch ein wenig deprimiert, denn Burkerts wissenschaftlicher Rang, da müsse man sich nur dessen "angenehm ausführliche Literaturangaben" vor Augen führen, werfe ein trauriges Licht auf den Rest der altphilologischen Forschung an deutschen Universitäten. Die nämlich sei so gut wie nicht vorhanden.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de