Diethelm Brüggemann

Kleist. Die Magie

Der Findling; Michael Kohlhaas; Die Marquise von O; Das Erdbeben von Chili; Die Verlobung in St. Domingo; Die heilige Cäcilie oder die Gewalt der Musik
Cover: Kleist. Die Magie
Königshausen und Neumann Verlag, Würzburg 2004
ISBN 9783826028106
Kartoniert, 517 Seiten, 49,80 EUR

Klappentext

In einem Brief an Ernst von Pfuel hat Kleist einmal von der "Finesse, die den Dichter ausmacht" gesagt, sie kennzeichne denjenigen, der "auch das sagen" kann, "was er nicht sagt." In seinem eigenen Werk hat Kleist so manches gesagt, was er nicht sagt. Er hat es verschlossen mit hermetischem Schlüssel. Es zeigt sich, dass dieser Schlüssel in seinen Werken jeweils im Kontext der Schuldproblematik versteckt ist. In der vorliegenden Studie wird die hermetische Grundstruktur des Kleistschen Werkes freigelegt. Wie Goethe im Faust und in Wilhelm Meisters Wanderjahre, so rekurriert Kleist auf die uralte hermetische Tradition der Alchemie - eine Alchemie, die nicht unbedingt ein Labor benötigt. Während die exoterische Oberfläche seiner Erzählungen an Denk- und Gefühlsgewohnheiten der Moderne appelliert, zeigt die hermetische Dekodierung, daß Kleist mit historischem Scharfblick und frappierender Einsicht in die Anthropologie des Schuldbegriffs scharfe Kritik an der Moderne übt. Bekräftigt werden die Ergebnisse der Analyse durch zahlreiche Bildfunde aus der hermetischen Tradition sowie durch etwa zwei Dutzend neuentdeckte Textquellen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.12.2004

Diethelm Brüggemanns Buch "Kleist. Die Magie" muss ein furchtbares Buch sein. Selten erlebt man einen Rezensenten, der wie Hans-Jürgen Schings aus dem Schimpfen gar nicht mehr rauskommt. Ihm sei keine literaturwissenschaftliche Arbeit bekannt, die ihre literarischen Figuren mit solchem Hass verfolge, entsetzt er sich und nennt Brüggemann einen "Sex-Inquisitor", der die Liebesbeziehungen von Kleists Figuren mit den abenteuerlichsten Unterstellungen inspiziere. Brüggemann ist für Schings der Inbegriff des ideenfixierten Predigers, der für seine verquere Weltsicht vor keinem interpretatorischen Missbrauch zurückscheut. Brüggemanns fixe Idee ist die "Besitz-Funktionalität der Moderne", der Kleist angeblich widerstanden haben soll, weshalb ihn der Literaturwissenschaftler im Alleingang zum Esoteriker erklärt und nun "im großen Stil spekuliert", bishin zu der These, die Freimaurer könnten mit dem Selbstmord Kleists zu tun haben. Alles hanebüchener Unsinn, meint Schings, der noch nie einen dermaßen "systematische Verwüstung von Kleists Texten" gesehen haben will.
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