Sofja Tolstaja

Lied ohne Worte

Roman
Cover: Lied ohne Worte
Manesse Verlag, München 2010
ISBN 9783717522102
Gebunden, 240 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Aus dem Russichen von Ursula Keller. Mit einem Nachwort von Natalja Sharandak. Mit dem spektakulären Erfolg ihres Romans "Eine Frage der Schuld" trat Sofja Tolstaja hierzulande aus dem Schatten ihres berühmten Ehemannes. Ihr zweites Buch erzählt erneut von der alles umstürzenden Macht der Leidenschaft - und wirft ein weiteres Schlaglicht auf das Eheleben der Tolstois. Jahrzehntelang schlummerte das Kleinod in einem Moskauer Archiv; nun wird es zum ersten Mal der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Der Tod ihrer Mutter stürzt die junge Sascha in eine tiefe Krise. Ihr gutmütiger, aber plumper und wenig sensibler Ehemann, der Versicherungsbeamte Pjotr, kann sie nicht trösten; ein drückendes Gefühl der Leere und Sehnsucht quält sie. Da stellt die Begegnung mit dem Musiker Iwan Iljitsch ihr Leben auf den Kopf: Mit Mendelssohn-Bartholdys "Liedern ohne Worte" schenkt er ihr ungeahntes, rauschhaftes Glück. Ohne dass Sascha es sich zunächst eingestehen will, gilt ihre Begeisterung bald nicht mehr nur der Musik, sondern zunehmend auch dem begnadeten Pianisten.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 18.11.2010

Tief grabe sich die Autorin in ihrem zweiten Roman in eine "diffizile Gfühlswelt" aus Scham und Scheitern ein, schreibt Gisela von Wysocki über das Buch der Sofja Tolstoja. Wie schon in ihrem ersten Roman klinge auch hier die Demütigungen an, die sie durch ihren Mann, Leo Tolstoi, erfahren habe, reagiere auch diese Prosa auf dessen Novelle "Kreutzersonate" und die darin verhandelte Eifersucht des Autors auf seine Frau. Die verheiratete Heldin des Romans binde auch hier eine unheilvolle Intimität an einen magischen Musiker. Am Ende finde sich die Protagonistin des Buchs in einer Nervenheilanstalt wieder, wo schon so mancher Tolstoi-Protagonist auf seine Erlösung gehofft habe, wie die Kritikerin mit leichter Schwermut schreibt. Doch scheint es sich diesmal um ein weniger wuchtiges Buch als den Erstling der Tolstoja zu handeln.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 04.06.2010

Rezensentin Olga Martynova erzählt in dieser Besprechung mehr über die Beziehung von Sofja Tolstaja und ihrem Mann Lew Tolstoi als über Tolstajas Novelle - doch die zusätzlichen Hintergründe zu deren schwierigem Eheleben tragen einiges zum Verständnis der Geschichte bei. Wie Martynova in ihrer Rezension herausarbeitet, gibt es darüber hinaus sogar einen inneren Dialog zwischen Tolstois ehekritischer Novelle "Kreutzersonate" und dem "Lied ohne Worte". Am Schluss wundert sich die Rezensentin, dass letztere eine Replik auf die erstgenannte war und nicht umgekehrt. Trotzdem, so hebt die Rezensentin hervor, ist "Lied ohne Worte" keine Streitschrift - anders als Tolstajas erste Novelle. Vielmehr erweist sich die Autorin hier als "kluge und ehrliche Analytikerin der Leidenschaft" und nähert sich ihrem Thema nicht "autobiografisch", sondern "literarisch".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.04.2010

Zwar kommt auch Sabine Berking nicht umhin, erst einmal die "Ehehölle" der mit einem frauenverachtenden Weltliteraten verheirateten Sofja Tolstaja zu schildern. Sie freut sich aber sehr, dass dieser nun endlich auch Gerechtigkeit als Autorin widerfährt. In Übersetzung liegt nun der zweite Roman vor, der mehr als hundert Jahre auf seine Veröffentlichung warten musste. Und die hat sich, versichert Berking, gelohnt. Tolstaja erzählt die so subtile wie gnadenlose (und autobiografisch grundierte) Geschichte einer Ehefrau, die sich in einen Musiker verliebt, der von dieser Liebe nichts wissen will. So landet die Frau in der Psychiatrie. Als "lakonisch" und "elegant" lobt Berking diesen Roman, mit dessen Veröffentlichung einer von ihrem Mann brutal in den Schatten gestellten Frau Gerechtigkeit widerfährt.
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