Zsuzsa Bank

Schlafen werden wir später

Roman
Cover: Schlafen werden wir später
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2017
ISBN 9783100052247
Gebunden, 688 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Die Schriftstellerin Márta lebt mit Mann und drei Kindern in einer deutschen Großstadt. Obwohl sie ihre Kinder über alles liebt, kämpft sie jeden Tag darum, in ihrem Leben nicht unterzugehen und ihre Arbeit gegen die Zumutungen des Alltags zu verteidigen. Ihre Freundin Johanna hingegen, mit der sie seit früher Kindheit eine innige Freundschaft verbindet, ist Lehrerin im Schwarzwald und kinderlos. Statt mit ihrer Doktorarbeit über Annette von Droste-Hülshoff weiter zu kommen, kämpft sie mit den Gespenstern ihrer Vergangenheit: mit dem Mann, der sie verlassen hat, mit dem Krebs, den sie überwunden geglaubt hat, mit ihrem Vater, der so jung gestorben ist. Jetzt, mit Anfang 40, liegt die Mitte des Lebens hinter ihnen, sind Lebensweichen gestellt, wichtige Entscheidungen getroffen, ist ein Richtungswechsel nicht mehr vorgesehen. Aber soll das alles gewesen sein? Márta und Johanna schreiben einander E-Mails von großer Tiefe, Offenheit und Emotionalität.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 11.05.2017

Niemand soll sagen, Rezensentin Kristina Maidt-Zinke hätte die Leserin nicht gewarnt vor all den Herzergießungen in Zsuzsa Bánks E-Mail-Roman. Was die beiden Freundinnen, die eine Dorfschullehrerin im Schwarzwald, die andere Schriftstellerin ungarischer Herkunft in Frankfurt, einander über das Leben, die Liebe und das Leiden zu schreiben haben, führt die Rezensentin zu dem Schluss, dass man es entweder lieben oder hassen wird. Was? Den traumwandlerischen, mal flatterhaften, mal preziösen Stil der beiden Schreiberinnen, ihre Schwermütigkeit und Tränenseligkeit, meint Maidt-Zinke. Wer's jedoch mag, der kommt davon nicht los, fügt sie hinzu.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 20.04.2017

Hymnisch bespricht Rezensentin Wiebke Porombka Zsuzsa Banks neuen Roman "Schlafen werden wir später", der ihr wie eine "wortschöpfungsgesättigte" Erkundung und Offenlegung weiblicher Befindlichkeit nach Anbruch des fünfzigsten Lebensjahres erscheint. Von Banks "sanft leuchtenden Textschwingen" lässt sich die Kritikerin in den ebenso melancholischen wie wunderbaren leichthändigen und poetischen Briefwechsel zwischen der Schriftstellerin Marta und der Lehrerin Johanna entführen, die sich allabendlich per Mail aus ihrem Alltag berichten, über Sorgen und verpasste Lebenschancen austauschen und sich in den Briefen doch einen Rückzugsort schaffen. Wie die Autorin in diesem Sprachfeuerwerk, das auch als Fortschreibung von Virginia Woolfs Essay "Ein Zimmer für sich allein" gelesen werden könne, mit literarischen Zitaten spielt und dabei Freundschaft und Literatur gleichermaßen feiert, hat die Kritikerin nachhaltig beeindruckt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.03.2017

Rezensentin Katharina Teutsch kann es nicht anders sagen, sämtliche Hoffnungen, die Zsuzsa Banks frühere Bücher in die Nachwuchsautorin geweckt haben, werden mit diesem Text enttäuscht. Viel zu elegisch erscheint Teutsch der Stil, viel zu viele Herzergießungen prägen das Buch. Die Geschichte einer Frauenfreundschaft in E-Mails überzeugt Teutsch ganz und gar nicht. Es wird ihr zu viel geweint, zu viel Selbstmitleid produziert, und der Grundkonflikt (eine Freundin begehrt, was die je andere hat) kommt vor lauter Sublimation durch romantische Frauenfreundschaft einfach zu selten zum Vorschein, kritisiert die Rezensentin. Dass darüber hinaus auf 700 Seiten nichts passiert, die Figuren dauernd nur so daherreden und ab und zu ein paar läppische Literaturzitate einfließen lassen, genügt Teutsch nicht.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 22.03.2017

Fast schon hätte Rezensentin Katrin Bettina Müller Zsuzsa Bánks neuen Roman deprimiert beiseite gelegt angesichts dieser Last von bedrückender Enge, Mangel, Sorgen und Stress. Zum Glück hat sie es nicht getan, freut sich Müller, denn, ist man erst einmal eingestiegen, beginnt Bánks moderner Briefroman eine erstaunliche, trostspendende Kraft zu entwickeln. Drei Jahre lang begleitet der Leser das Leben zweier Frauen, die sich trotz des Elends in dem sie beide stecken, immer noch die Zeit nehmen, einander zu schreiben, lesen wir. Dieses Schreiben ist ein poetisches, bewusstes Schreiben, das ihnen Raum zu Atemschöpfen und Hoffnung gibt, ein Schreiben, das auch den Leser zuversichtlich entlässt.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 18.03.2017

Mit Zuszsa Banks neuem Roman taucht Rezensent Paul Jandl in den "Cyberspace der Empfindsamkeit". Allerdings muss der Kritiker gestehen, dass ihm die innig-romantische, mit Droste-Hülshoff-Zitaten gespickte E-Mail-Korrespondenz zwischen der von Ehe- und Schreibkrise gebeutelten Schriftstellerin Marta und der alleinstehenden, an Krebs erkrankten Deutschlehrerin Johanna bald zu "zuckrig" und "sentimental" gerät. Bei all den parfümierten, poetisch-kitschigen Phrasen mangelt es dem Rezensenten leider auf Dauer an Substanz und Ironie.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 02.03.2017

Rezensentin Judith von Sternburg zeigt sich beeindruckt vom Geschick, mit dem Zsuzsa Bánk in ihrem Brief- bzw. E-Mail-Roman die Wage hält zwischen rigoroser Gegenwartsabkehr auf der einen Seite und der sehr präsenten, sich in fast allen Lebensbereichen aufdrängenden Gegenwart auf der anderen Seite. Zwei Frauen, die eine krebskranke Lehrerin und Doktorandin, die andere Schriftstellerin, Mutter und Ehefrau, versuchen in ihrer E-Mail-Korrespondenz über etwa drei Jahre hinweg, sich all dessen, was sich "Welt" nennen lässt, zu entziehen und der verloren gegangenen und geglaubten Empfindsamkeit einen neuen, ehrenvollen Platz einzuräumen, erklärt Sternburg. Da wird rückhaltlos gejammert, geklagt und geweint, lesen wir, ob vor ehrlicher Rührung, Zorn oder Trauer, alles ist erlaubt und erwünscht, jedoch nie ohne der Poesie ihren Tribut zu zollen. Bánks Vorhaben scheint geglückt, denn, obwohl "Schlafen werden wir später" nicht den typischen Fallen des Briefromans entkommt, nennt die Rezensentin das Buch am Ende ihrer ausführlichen Rezension einen "Triumph der Empfindsamkeit" und "Ratgeber auf hohem Niveau".

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 25.02.2017

Hymnisch bespricht Britta Heidemann Zsuzsa Banks neuen Roman, der ihrer Meinung nach mit Feder auf vorzügliches Papier geschrieben gehört. Warum? Weil Bank in ihrem E-Mail-Roman den weiblichen Briefroman des 18. Jahrhunderts wiederbelebt, mit Annette von Droste-Hülshoff ebenso kokett umzugehen weiß wie sie mit den "architektonischen Grundlagen des Feminismus" einer Virginia Woolf spielt und dabei wunderbar zeitlos bleibt, schwärmt die Kritikerin. Sie liest die Geschichte zweier Freundinnen, die eine kinderlos, an Brustkrebs erkrankt und Lehrerin, die andere Schriftstellerin, die mit ihrem dreifachen Mutter-Dasein hadert und die sich gegenseitig Trost spenden. Mit ihrer leisen Poesie ist der Autorin ein "Traumschloss der Empfindsamkeit" gelungen, lobt Heidemann.