Susanne Schröter

Allahs Karawane

Eine Reise durch das islamische Multiversum
Cover: Allahs Karawane
C.H. Beck Verlag, München 2021
ISBN 9783406774928
Broschiert, 203 Seiten, 16,95 EUR

Klappentext

Muslim*Innen, die neben Allah die Göttin des Südmeeres verehren, das rituelle Fasten durch Arbeit ersetzen oder den Koran feministisch auslegen: Susanne Schröter führt kurzweilig durch unbekannte Welten des Islams, die vor allem eines gemeinsam haben: Sie gehören zu den "bedrohten Arten", die von Fundamentalisten und Radikalen bekämpft werden. Die tanzenden Derwische in der Türkei haben eine eigene Orthodoxie ausgebildet, während es auf dem Balkan seit langem einen unorthodoxen, genuin europäischen Islam gibt. Im Sudan unterläuft der Zar-Kult rigide Scharia-Regeln. Im Senegal leiten mächtige Scheichs zu einem Leben im Rhythmus von Gebet, Arbeit und Musik an. In Malaysia existieren alte muslimische Matriarchate, während in den USA eine progressive muslimische Subkultur blüht und in Deutschland liberale Vereinigungen mit Imaminnen entstehen. Mit den Ibaditen im Oman ist eine traditionell tolerante Glaubensrichtung zu entdecken. In Pakistan haben sich Sufi-Heiligtümer zu gesellschaftlichen Freiräumen entwickelt, auch für Transgender. Auf der Insel Java ist der Islam mit Hinduismus und Buddhismus verschmolzen, und in China entwickelt sich unter den Augen der KP ein interreligiöser Islam. Susanne Schröters erstaunliche Reise durch das islamische Multiversum zeigt auf schönste Weise, dass die zweitgrößte Weltreligion vielfältiger, "diverser", kreativer und pragmatischer ist, als es uns islamische Fundamentalisten und wütende Islamkritiker glauben machen wollen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.08.2021

Rezensent Lutz Berger empfiehlt Susanne Schröter als Reiseleiterin durch die Vielfalt der Varianten des Islams. Von türkischen Derwischen über die senegalesischen Anhänger Amadou Bambas und Geisterkulte im Sudan bis zu den pakistanischen Hijras und zum indonesischen Islam folgt Berger der Autorin. Kompetent, ausgewogen und lehrreich findet er Schröters Darstellung der jeweiligen sozialen und kulturellen Kontexte. Sichtbar wird für den Rezensenten, wo sich Tradition und Gegenwart reiben, aber auch, dass die Abgrenzung der vorgestellten Islamformen vom Fundamentalismus nicht immer so einfach ist.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 17.07.2021

Rezensentin Edith Kresta lobt die Nüchternheit, mit der Susanne Schröter in ihrem Buch die Geschichte und Spielarten des Islams beleuchte. So stelle die Ethnologin und Kritikerin des politischen Islams durchaus liberale Ansätze gerade in neueren Strömungen des Islams heraus und verweise auf feministische islamische AktivistInnen in den USA und Deutschland. Ebenso betone sie aber die konstante Bedrohung durch den Fundamentalismus und korrigiere die verbreitete Verklärung des Sufismus, so Kresta. Mit dieser lobenswerten "kritischen Würdigung" liefere Schröter den Stimmen eine Antwort, die sie als islamophob verurteilen (beispielsweise habe sie sich für ein Verbot des Kinderkopftuchs stark gemacht, erklärt Kresta) - ob diese auch erhört wird, sei aber leider fraglich, schließt die Kritikerin.