Heinz Ludwig Arnold (Hg.)
Heimito von Doderer
Edition Text und Kritik, München 2001
Heimito von Doderer hat eines der eigenständigsten und komplexesten Prosawerke des 20. Jahrhunderts vorgelegt. Der für seine Großromane "Die Strudlhofstiege" und "Die Dämonen" einst nobelpreisverdächtige Autor hat das Wien der ersten Jahrhunderthälfte in ganz unverkennbarem Stil weit exakter und detaillierter beschrieben als Joyce sein Dublin. Nach wie vor ist Doderer - durchaus zu Recht - umstritten: wegen seines frühen Eintritts in die NSDAP, seiner krausen Theorien über die Mechanik des (Seelen-)Lebens als metaphysische Basis der Romane und nicht zuletzt wegen der reichlich übertriebenen Lust an der Schilderung von grandiosen Wutanfällen und übler Gewalttätigkeit. Dass er jedoch als Virtuose grotesken Fabulierens und eindringlicher Analytiker seiner Zeit den gleichen Rang beanspruchen darf wie Robert Musil, Hermann Broch oder Thomas Mann ist mittlerweile unumstritten.