Kurt Tucholsky: Gesamtausgabe. Texte und Briefe. Band 21: Briefe 1935.

Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 1997
Der Band enthält die Briefe aus Kurt Tucholskys letztem Lebensjahr. Sie seien mit dem "Müdigkeits- und Krankheits-Koeffizienten" zu multiplizieren, schreibt er an seine Hauptbriefpartnerin dieser Zeit, Hedwig Müller, genannt Nuuna. Es sind beklemmende Schilderungen seiner Krankheiten und Operationen, nüchterne Berichte über Geldnöte und Schwierigkeiten mit der Einbürgerung in Schweden, nicht selten durchsetzt mit Witz und Selbstironie. Wie Selbstgespräche von jemandem, "der gar keine Gesellschaft mehr hat", wirken viele der Briefe und Q-Tagebuchblätter an Nuuna, Walter Hasenclever, Arnold Zweig u. a. Allerdings lässt das Geschehen außerhalb seiner isolierten Lebenssphäre ihn nicht los, davon zeugen die scharfen und pointierten Analysen und Kommentare zu den politischen Vorgängen in Europa, insbesondere zu den Ereignissen in Deutschland, die Polemiken gegen jene Juden, die glauben, in Hitlers Machtbereich weiterleben zu können, und gegen Exilanten, die glauben, daß sie ihre Aktivitäten von vor 1933 im Ausland einfach fortsetzen können. Auch den Leser und Literaturentdecker findet man in den Briefen, der sich begeistert und verwirft und Altes neu entdeckt - Tolstoi, Fontane, Lichtenberg. Auf seine beiden letzten großen Lese-Erlebnisse, Peguy und Kierkegaard, stößt er bei der Suche nach einer "neuen Doktrin"... Krank, desillusioniert und in äußerster Geldnot setzt sich Tucholsky bis zuletzt für Weggefährten ein, so für den nach Deutschland entführten Berthold Jacob und - buchstäblich bis zum letzten Lebenstag - für den im KZ inhaftierten Carl von Ossietzky. Nicht zuletzt enthält der Band den großen Abschiedsbrief an seine zweite Frau Mary: "Jetzt ist wie an den Strand gespült, das Fahrzeug sitzt fest, will nicht mehr. "

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