Zbigniew Herbert
Zbigniew Herbert: Gesammelte Gedichte
Suhrkamp Verlag, Berlin 2016
Herausgegeben Ryszard Krynicki. Aus dem Polnischen von Henryk Bereska,
Karl Dedecius, Renate Schmidgall, Klaus Staemmler und Oskar Jan
Tauschinski. Mit einem Nachwort von Michael Krüger. Zbigniew Herbert hat Lyrik nie als bloße Wortkunst verstanden. Von der "nackten Poesie", den kargen Versen des Debütbandes "Lichtsaite" (1956), bis zum "Bericht über eine belagerte Stadt" (1983) spricht er von der Zerbrechlichkeit des Menschen und der Übermacht einer gewaltverfallenen Geschichte. Doch nicht die Klage bestimmt den Ton, denn Herbert verfügt über eine Vielzahl von Tonlagen und Formen, vom ironischen Epigramm bis zum erzählenden Poem. Unter den Gestalten, die in seinen Rollengedichten auftreten, ist auch "Herr Cogito", ein Verwandter von Valérys "Monsieur Teste", der sich auf die Kunst versteht, Schmerz und Ratio miteinander zu verschmelzen.
Hermes, Hund und Stern, Studium des Gegenstandes, Inschrift und weitere sechs Gedichtsammlungen, die Zbigniew Herbert zwischen 1956 und 1998 veröffentlicht hat, erscheinen hier erstmals vollständig und in ihrer ursprünglichen Gestalt und Reihenfolge. Mehr als hundert Gedichte wurden noch nie ins Deutsche übersetzt. Ein neuer Flügel im Museum der modernen Poesie ist eröffnet.