Xu Yong
Negatives
Kettler Verlag, Dortmund 2015
Mit texten von Shu Yang. Bis heute werden die Ereignisse, die in der westlichen Welt als "Tienanmen-Massaker" bekannt wurden, im chinesischen Sprachgebrauch als "Zwischenfall vom 4. Juni" verharmlost. Der Fotograf Xu Yong, damals 35 Jahre alt, befand sich 1989 unter den Protestierenden und bannte mit seiner Kamera die tumulthaften Szenen auf Celluloid. 25 Jahre lang lagerten die Negative in Yongs Archiv, bis er sie 2014 in einem Buch veröffentlichte. Yong verzichtete auf eine Bearbeitung der Bilder. Das Buch reproduziert die farbverkehrten Negative; erst durch die Farbumkehr-Funktion des Handys oder Tablets lassen sich die Aufnahmen dechiffrieren. Yong liefert so einen gespenstischen und zugleich unverfälschten Blick auf die Ereignisse. Bis heute verhindern die chinesischen Zensurbehörden den Vertrieb des Buches. Nur wenige Exemplare haben ihren Weg ins Ausland gefunden, die meisten wurden vom chinesischen Zoll vernichtet.