Eugeniusz Tkaczyszyn-Dycki
tumor linguae. Gedichte
Edition Korrespondenzen, Wien 2015
Zweisprachige Ausgabe Polnisch/Deutsch. Aus dem Polnischen von Michael Zgodzay und Uljana Wolf. Mit einem Nachwort von Michael Zgodzay. Er ist von allem fasziniert, was wir gern ausschließen und als unrein erklären. Es ist der Schmutz, durch den sich seine Lyrik hindurcharbeitet. Eugeniusz Tkaczyszyn-Dycki, eine der großen unverwechselbaren Stimmen der europäischen Poesie, wählt gesellschaftliche Randzonen als Schauplätze seiner Gedichte: Sterbezimmer, Friedhöfe, Stricherbars, Bahnhofstoiletten, Krankenhäuser, verlassene Orte. An ihnen konzentrieren sich zentrale Momente seines Lebens, wie Schizophrenie und Tod der Mutter, das Sterben seines Freundes Leszek oder homosexuelles Begehren. Manisch obsessiv kreisen seine Gedichte um diese Motive. In immer neuen Anläufen, durch Wiederaufnehmen von Versen und Satzfragmenten versuchen sie ins Zentrum des Nichtfassbaren vorzudringen - als würde Dycki ein einziges Gedicht schreiben, das immer wieder neue Gestalt annimmt. Mal düster, mal beschwingt, pendeln diese vielstimmigen Lieder zwischen Wohlklang und Derbheit, zwischen der Scheu sich zu zeigen und dem Sich-zeigen-Müssen.