Boris Kehrmann
Vom Expressionismus zum verordneten "Realistischen Musiktheater". Walter Felsenstein - Eine dokumentarische Biografie 1901 bis 1951
Tectum Verlag, Marburg 2015
Es ist ausschließlich der "alte Felsenstein", der heute das Bild Walter Felsensteins (1901-1975) prägt. Die dokumentarische Biografie unternimmt es erstmals, den Fokus auf die ersten fünfzig Lebensjahre des bahnbrechenden Theatermannes zu richten. Sie lässt nachträglich verfälschende Erinnerungen beiseite und stützt sich kritisch auf zeitgenössische Quellen aus über 50 öffentlichen und privaten Archiven in vier Ländern. Hauptquelle sind die hier erstmals veröffentlichten Briefe an seine erste Frau Ellen Neumann sowie wesentliche Familienbriefe, die uns im innerfamiliären Dialog über Systemgrenzen hinweg erschließen, was Felsenstein jenseits diplomatischer und politischer Taktik dachte. Der Schwerpunkt der Untersuchung liegt auf der bisher unerforschten Zeit von 1901 bis 1951. Die letzten vierundzwanzig, äußerlich glanzvollen, innerlich von zunehmender Isolation geprägten Lebensjahre werden schlaglichtartig beleuchtet, sofern sie die Themen dieses Buches spiegeln: Die Kontinuität seines durch Expressionismus, Ersten Weltkrieg und die Revolutionen von 1917ff. geprägten Schaffens und die Bewältigung der eigenen Vergangenheit.