Thomas Flemming
Gustav Heinemann. Ein deutscher Citoyen. Biographie
Klartext Verlag, Essen 2014
Die einen nannten ihn einen Glücksfall in der Geschichte der Bundesrepublik , für die anderen war er ein notorischer Renegat , der zeitweise im Sold Moskaus stand. Oder sie verspotteten ihn als Gandhi-Apostel und politischen Tragikomiker . Dass Gustav Heinemann mittlerweile zu den eher vergessenen Bundespräsidenten gezählt wird, ist angesichts seines ertragreichen Wirkens als Bundespräsident und zuvor als Rechtspolitiker zu bedauern. Gerade in der neu belebten Diskussion um Bürger- bzw. Zivilgesellschaft in Deutschland hat Heinemanns Lebensweg mit seinen zahlreichen Facetten und seinen Um-, vielleicht auch Irrwegen mehr Beachtung und seine Äußerungen zu Bürgermut und Eigenverantwortung stärkeres Gehör verdient. An Gustav W. Heinemann schieden sich die Geister. Was ihm vonseiten der CDU, die er einst mitbegründet, dann aber im Streit mit Adenauer über die Wiederbewaffnung verlassen hatte, als Verrat und Opportunismus vorgeworfen wurde, rühmten seine Anhänger als Prinzipienfestigkeit gemäß dem Grundsatz Parteienwechsel statt Überzeugungswechsel .