Julius Margolin
Reise in das Land der Lager
Suhrkamp Verlag, Berlin 2013
Aus dem Russischen von Olga Radetzkaja. Auf seiner Odyssee durch das von Hitler und Stalin eingekeilte östliche Europa wird Julius Margolin, Bürger mit polnischem und britischem Pass, Zeuge, wie Juden auf den Marktplätzen die Sowjets als Befreier bejubeln, wie ihre Begeisterung im Laufe des Winters in Entsetzen umschlägt, als die Behörden hebräische Bücher verbieten und schließlich die jüdische Bevölkerung aus der Stadt vertreiben. 1941 wird er verhaftet und in ein Straflager am Weißmeerkanal deportiert. Halbtot, zufällig gerettet, schreibt er 1947 in Israel nieder, was ihm geschah. Doch niemand wollte etwas hören von Lagern im Land der "Befreier vom Faschismus". Erst heute erscheint sein Zeugnis ungekürzt auf Deutsch. Margolin ergreift den Leser, weil er als Leidender wie als Zeuge auf seine Rechte pocht und sich wie ein Mensch aus einer anderen, besseren Welt verhält.