Martin Mittelmeier
Adorno in Neapel. Wie sich eine Sehnsuchtslandschaft in Philosophie verwandelt
Siedler Verlag, München 2013
In den 1920er Jahren wird der Golf von Neapel von einer Vielzahl illustrer Gäste bevölkert. Unter den Revolutionären, Künstlern und Sinnsuchern sind auch vier Geistesarbeiter, die sich allesamt an sensiblen Momenten ihrer intellektuellen Biografie befinden: Benjamin, Adorno, Kracauer und Sohn-Rethel. Der jüngste unter ihnen, Theodor W. Adorno, verwandelt Neapel auf eigenwilligste Art und Weise: Er macht daraus eine Theorie, in deren Zentrum eine Katastrophe steht, von der diese Sehnsuchtslandschaft noch nichts wissen kann. "Adorno in Neapel", das ist eine Einladung, den berühmten, aber auch als Theorie-Ikone entschärften Adorno gänzlich neu zu entdecken. Seiner so hermetisch, streng und schwer scheinenden Philosophie wird der Ort zurückgegeben, von dem sie herkommt: vom orientalisch anmutenden Alltagsspektakel, vom lockeren Tuffstein, vom Rauschen des Wassers an den Sirenenfelsen, aber auch vom düsteren, vorweltlichen Positano und den unheimlichen Wassermonstern aus dem berühmten Neapolitaner Aquarium.