Martin Walser
Das dreizehnte Kapitel. Roman
Rowohlt Verlag, Reinbek 2012
Die meisten leiden ohne Gewinn - so steht es im Roman "Das dreizehnte Kapitel", der ebendiesen Satz widerlegen will. Mit einem Festessen im Schloss Bellevue fängt er an: Ein Mann sitzt am Tisch einer ihm unbekannten Frau und kann den Blick nicht von ihr lösen. Wenig später schreibt er ihr, und zwar so, dass sie antworten muss. Es kommt zu einem Briefwechsel, der von Mal zu Mal dringlicher, intensiver wird. Beide, der Schriftsteller und die Theologin, beteuern immer wieder, dass sie glücklich verheiratet sind. Aber sie gestehen auch, dass sie in dem, was sie einander schreiben, aus sich herausgehen können wie nirgends sonst. Nur weil ihr Briefabenteuer so aussichtslos ist, darf es sein. Die Buchstabenketten sind Hängebrücken über einem Abgrund namens Wirklichkeit.