Volker Braun
Die hellen Haufen. Erzählungen
Suhrkamp Verlag, Berlin 2011
Am 1. Mai 1992 demonstrieren 4000 streikende Arbeiter an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze und errichten einen Zaun mit der Aufschrift: "Kein Kolonialgebiet". Der Protest nimmt immer größere Dimensionen an, man marschiert gen Berlin, debattiert die Belagerung von Erfurt, kurz: es kommt zum großen Arbeiterkrieg. Zwar streift ein Heerhaufen Entlassener und Arbeitsloser durch Mitteldeutschland, dass sie aber nicht kämpfen ist der bittere, süße Faden der Erzählung. Sie sammeln sich auf einem Schlackeberg, dem Schutt ihrer Existenz, die nicht zu verteidigen ist, eines Besitzes, den sie nicht besessen haben, eines Lebens, für das man das seine nicht in die Schanze schlägt.