Jakob Hein
Wurst und Wahn. Ein Geständnis
Galiani Verlag, Berlin 2011
Irgendwo in einem In-Viertel einer größeren deutschen Stadt, irgendwann demnächst. Bei einer Weihnachtsfeier bestellt ein junger Mann arglos eine Gänsekeule, - und erntet von seinen Kollegen fassungslose Blicke und entsetzte Kommentare. Denn alle sind inzwischen Vegetarier der reinen Lehre. Eine peinliche Situation, aus der nur eines hilft: die Verkündung des Vorsatzes, ab Neujahr 'natürlich' vollständig auf Fleisch zu verzichten. Doch der Entzug ist schwerer als gedacht: Ein Leben ohne tote Tiere auf dem Teller und ohne die darin enthaltenen Antibiotika, Östrogene nebst dem Adrenalin, das die Tiere kurz vor dem Schlachten in Todesangst ausschütten, ist äußerst hart. Der Mittagsteller, einst Höhepunkt des Arbeitstags, erinnert verdächtig an Liebe ohne Sex. Innerhalb kürzester Zeit schleppt sich der junge Mann energielos durch sein Leben. Schlimme Visionen plagen ihn.