Muttersohn. Roman

Rowohlt Verlag, Reinbek 2011
Wovon handelt dieser Roman? Es ist leichter zu sagen, wovon er nicht handelt. Er handelt also von allem. Er handelt von 1937 bis 2008, kommt nicht aus ohne Augustin, Seuse, Jakob Böhme und Emanuel Swedenborg, handelt aber vor allem von Anton Percy Schlugen, von ihm und mit ihm und durch ihn. Seine Mutter tauft ihn Anton, nennt ihn Percy, selber heißt sie Josefine Schlugen, wird Fini genannt. Sie ist Schneiderin, lebt, auch als sie mit einem Mann zusammenlebt, allein. Jahrelang schreibt sie Briefe an Ewald Kainz, der auf den Stufen des Neuen Schlosses in Stuttgart eine politische Rede hielt. Die Briefe schickt sie nicht ab, sie liest sie ihrem Sohn vor und vermittelt ihm so, dass zu seiner Zeugung kein Mann nötig gewesen sei. Mit diesem Glauben lebt Percy. Er wird Krankenpfleger im psychiatrischen Landeskrankenhaus Scherblingen, wird gefördert von Professor Augustin Feinlein, der das Krankenhaus leitet und der seinerseits aus der Aussichtslosigkeit einer nicht geglückten Liebe in den Glauben flieht. Als Patient wird, nach einem Selbstmordversuch, Ewald Kainz eingeliefert. Der ist nach einer deutlich politischen Biografie Motorrad-Lehrer geworden. Percy ist inzwischen berühmt, weil er keiner Weltvernunft zuliebe verzichtet auf die von Mutter Fini in ihn eingegangene Botschaft vom Kind ohne leiblichen Vater. Er will, was er glaubt, nicht verbreiten, aber er will glauben dürfen, was er glaubt. Er sucht keinen Vater, aber er findet mehr als einen. Und er wird auch berühmt, weil er zu den Menschen sprechen kann, wie zu ihnen noch nicht gesprochen wurde. Als er von Professor Feinlein zum ersten Mal aufgefordert wird, öffentlich zu reden, sagt er: "Aber vorbereiten tu ich mich nicht. Das fänd ich gemein, vorbereitet zu sprechen zu unvorbereiteten Menschen." Der Professor sagt ihm, da könne er sich auf Sokrates und Christus berufen. Dieses ungeschützte, ganz aus dem Augenblick stammende Sprechen macht Percy berühmt in einer Welt, in der alles in Vorbereitung und Konservierung untergeht.

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