Tahar Ben Jelloun
Zurückkehren. Roman
Berlin Verlag, Berlin 2010
Aus dem Französischen von Christiane Kayser. Mohamed ist Muslim, Familienvater und Marokkaner - in dieser Reihenfolge. Und ein vorbildlicher Arbeiter: Vierzig Jahre hat er bei Renault in Paris am Fließband gestanden, Tag für Tag, nie kam er zu spät: Die Arbeit war sein Leben. Jetzt steht ihm die Rente bevor, und er zieht Bilanz: wie er 1962 sein Dorf in Marokko verlässt, nur den Koran in der Hand, der eingeschlagen ist in ein Stück vom Leichentuch seines Vaters und den er nicht lesen kann; die Heirat mit seiner Cousine; seine tiefe Religiosität, die ihm keine Assimilierung an die französischen Sitten gestattet, sein Abscheu aber auch vor den Fanatikern; seine fünf Kinder, die sich ihm entfremdet haben. "Lafrance", davon ist er überzeugt, hat ihm zwar Arbeit gegeben, ihm aber seine Kinder gestohlen: Er versteht ihr Französisch nicht, der eine Sohn hat eine Christin geheiratet und der andere, Rachid, nennt sich Richard. Halt findet er nur in einem alten Traum: nach Marokko zurückkehren, um das "Haus des Glücks und des Friedens" zu bauen, in dem er seine ganze Familie versammeln kann.