Der Mut zur Wahrheit. Die Regierung des Selbst und der anderen. Band II. Vorlesung am College de France 1983/84

Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2009
Aus dem Französischen von Jürgen Schröder. Die lange erwartete Vorlesung aus Foucaults letztem Lebensjahr konfrontiert Sokrates mit den Kynikern, die strahlende Gründergestalt der abendländischen Philosophie mit den selbsternannten Underdogs des Denkens. In der für seine späten Texte so typischen Mischung aus Radikalität und Abgeklärtheit verfolgt Foucault die letzte große Frage seines Denkens: die Frage nach der parrhesia, nach dem freimütigen, schutzlosen, das eigene Leben aufs Spiel setzenden Sprechen. Lange vor den Manifesten des Nonkonformismus, die die Moderne vor allem unter dem Banner der Kunst und der Revolution hervorbrachte, inszeniert der Kynismus dieses freimütige Sprechen als bewussten Verstoß gegen alle Konventionen, den Philosophen als zerlumpten Außenseiter und die Philosophie als öffentliches Ärgernis. Er stellt sich so in die von Sokrates begründete Tradition eines Mutes, der "Wut, Ärger, Rache und sogar Gerichtsverhandlungen riskiert, um die Menschen gegen ihren Willen dazu zu bringen, sich um sich selbst, um ihre Seele und die Wahrheit zu kümmern". Keine philosophische Schule oder Bewegung hat diesen Mut zur Wahrheit so konsequent radikalisiert wie der Kynismus. Doch nicht nur an den Rändern der offiziellen Philosophiegeschichte fördert Foucault noch ungehobene Einsichten zutage. Auch in den sokratischen Gesprächen selbst markiert er die Punkte, an denen eine neue Lektüre der traditionellen Texte einzusetzen hätte: die Prüfung seiner selbst und der anderen, die für die kommenden Technologien des Selbst von entscheidender Bedeutung war.

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