Jost Hermand
Der Kunsthistoriker Richard Hamann. Eine politische Biografie (1879 - 1961)
Böhlau Verlag, Köln, Weimar, Berlin 2009
Richard Hamann (1879-1961) war einer der bedeutendsten deutschen Kunsthistoriker des 20. Jahrhunderts. Er begründete das Marburger Bildarchiv und war zeitweiliger Vorsitzender des Kunsthistorikerverbandes. In den langen Jahren seiner Lehrtätigkeit von 1911 bis 1957 und in seinen zahlreichen Publikationen trat er stets energisch für die Durchsetzung einer leistungsbetonten Sachkultur ein und verwarf jedes gesellschaftliche Rangbewusstsein im Sinne personenkultischer Vorstellungen. Da er dieses Konzept selbst nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in West- und Ostdeutschland vertrat, geriet er zusehends zwischen die Fronten des Kalten Kriegs und wurde dementsprechend an den Rand gedrängt. Jost Hermand versucht, dieser langanhaltenden Verfemung entgegenzutreten und das Vorbildliche der ideologischen "Haltung" Hamanns herauszustellen. Vor dem Hintergrund der zeitpolitischen Ereignisse entwirft er eine Biografie Richard Hamanns, der selber alles Ichbetonte abgelehnt hätte. Deshalb wird der Hauptakzent vor allem auf Hamanns Anliegen, eine demokratische Sachkultur im Sinne des Deutschen Werkbunds und des Dessauer Bauhauses durchzusetzen, gelegt. Darin ist er bis heute vorbildlich geblieben.