Mythologisierte Gegenwart. Deutsches Erleben seit 1933 in antikem Gewand

Wilhelm Fink Verlag, München 2009
Der oft erwähnte heutige "Antike-Boom" reicht in Deutschland eigentlich bis in die 1930er Jahre zurück, als die warnende Stimme Kassandras und das tragische Schicksal der Atriden von mehreren Dichtern und Dramatikern des Exils und der inneren Emigration als verkappte Modelle für die eigene und die nationale Existenz übernommen wurden. Seitdem treten in der deutschen Literatur, auffallend häufiger als in anderen europäischen Kulturen, Gestalten aus der griechischen Mythologie sowie der römischen Geschichte als prä- oder postfigurierte Modelle für gegenwärtiges Geschehen auf. Odysseus entpuppte sich als Urtypus des heimkehrenden Soldaten und der Dichter Ovid als Ahne des modernen Emigranten. Prometheus wurde in der DDR zum symbolischen Helden und dann paradoxerweise zum Feind des Marxismus, während in der BRD der Philosoph Seneca drei verschiedenen Nachkriegsgenerationen ein anderes Muster des moralischen Benehmens bot.

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