Carlos Eugenio Lopez
Bordell der Toten. Erzählungen
Kein und Aber Verlag, Zürich 2007
Aus dem Spanischen von Susanna Mende. Ein wildentschlossener Schreibwarenhändler steht jede Nacht, das Gewehr im Anschlag, in seinem Laden - für den Fall, dass sich eine der verhassten Existenzen aus der Bar nebenan hereinwagen sollte. Eine Hausfrau und gute Katholikin (der Pater rät ihr, weniger zu beten, da sonst das "grenzenlose göttliche Mitgefühl" in Frage gestellt werden könnte) kettet ihren lebensmüden Vater ans Bett, um ihrer Familie mittels seiner Rente das finanzielle Überleben zu sichern. Eine Mutter will ihr Kind loswerden, dessen traurige Miene einfach nicht ins Design ihrer Wohnung passt. Lopez Helden sind die allzumenschlichen Produkte einer Gesellschaft, der ihr Eigentliches abhanden gekommen ist. Nie kamen sie zu Wort, nie wurden sie gefragt, doch jetzt sprudelt es nur so aus ihnen heraus.