Vinzenz Hediger (Hg.) / Patrick Vonderau
Filmische Mittel, industrielle Zwecke. Das Werk des Industriefilms
Vorwerk 8 Verlag, Berlin 2007
Während der Dokumentarfilm zumindest den Anspruch nach Wirklichkeit darstellt und erschließt, ist der Industriefilm - ob nun als Herstellungsfilm, als Imagefilm oder als Schulungsfilm für den firmeninternen Gebrauch - immer schon damit beschäftigt, Wirklichkeit hervorzubringen: Also bestimmte Handlungen und soziale Strukturen zu produzieren, in dem er Diskurse in Formen der Organisation überführt. Tatsächlich könnte man den Industriefilm - zusammen mit anderen Gattungen des Auftragsfilms - als das verdrängte Andere des Dokumentarfilms bezeichnen. Nicht nur bildete die Industrie- und Auftragsfilmproduktion oft genug die gerne verschwiegene ökonomische Basis der künstlerischen Dokumentarfilmproduktion. Als routinierte, ja standardisierte Form der Darstellung und der Wahrnehmung entwickelt der Industriefilm seit seinen Anfängen im Kino und später auch im Fernsehen eine unübersehbare Präsenz und prägt unser Wissen, ohne dass einzelne Beispiele der Gattung im öffentlichen Gedächtnis eine prägnante Spur hinterließen.