Michael Mann
Die dunkle Seite der Demokratie. Eine Theorie der ethnischen Säuberung
Hamburger Edition, Hamburg 2007
Aus dem Englischen von Werner Roller. Mörderische ethnische Säuberungen sind, so die zentrale These Michael Manns in diesem Buch, die dunkle Seite der Demokratie. Ethnische Säuberungen haben sich nicht nur gemeinsam mit dem Prozess der Demokratisierung ausgebreitet, vielmehr haftet dem demokratischen Nationalstaat selbst ein organizistischer Nationalismus an, der danach strebt, demos und ethnos, Staatsvolk und Abstammungsgemeinschaft, deckungsgleich zu machen - wenn nötig mit Gewalt. Er beschreibt die wichtigsten Fälle - den Siedlerkolonialismus in Nordamerika, den Massenmord an den Armeniern, die nationalsozialistische Vernichtungspolitik, die kommunistische Gewalt unter Stalin, Mao und Pol Pot, den ethnischen Bürgerkrieg in Jugoslawien, den Genozid in Ruanda. Gegen eine naive Idealisierung der Demokratie stellt er fest, dass demokratisch verfasste Nationalstaaten auf den Gräbern ethnisch gesäuberter Gebiete errichtet worden sind, und prophezeit, dass zumindest auf der Südhalbkugel der Erde dieser Prozess der Errichtung ethnisch homogener Staaten noch nicht abgeschlossen ist. Seine Analyse bietet jedoch auch historische Gegenbeispiele, wie etwa Indien oder Indonesien, die zeigen, dass nicht minder konfliktreiche Prozesse der Staatenbildung nicht zwingend mit ethnischen Säuberungen einhergehen müssen.