Melissa Müller / Reinhard Piechocki
Alice Herz-Sommer. 'Ein Garten Eden inmitten der Hölle'. Ein Jahrhundertleben
Droemer Knaur Verlag, München 2006
Es ist die Geschichte einer doppelten Liebe: der Liebe einer Mutter zu ihrem Kind und der Liebe einer Künstlerin zur Musik. Es ist eine Geschichte, die davon erzählt, was Liebe vermag. 102 Jahre ist sie alt und blickt zurück auf ein wahrhaft außergewöhnliches Leben: Alice Herz-Sommer, geboren um die Jahrhundertwende in Prag. Die Schriftsteller des »Prager Kreises« waren häufige Gäste im Hause Herz. Zu ihnen gehörte auch Franz Kafka, der wie ein älterer Bruder für Alice war. Erfüllt von der Liebe zu Literatur und Musik, wurde die begabte Musikerin eine der bekanntesten Pianistinnen Prags. Mit dem Zweiten Weltkrieg brach das Unheil in die brüchig gewordene Welt der Kunst ein: 1941 wurde Alices Mutter deportiert, 1943 kamen sie selbst, ihr Mann und ihr sechsjähriger Sohn nach Theresienstadt, in die Vorhölle von Auschwitz. Doch selbst hier bewahrte sie sich ihre unbändige Willenskraft, ihre Wärme und Güte. Mit mehr als 100 Konzerten im KZ schenkte sie den Mithäftlingen Kraft und Hoffnung, und für ihren kleinen Sohn schuf sie inmitten von Hunger, Leid und Tod eine Atmosphäre der Zuversicht und Geborgenheit.