Der Anspruch der Vernunft. Wittgenstein, Skeptizismus, Moral und Tragödie

Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2006
Aus dem Amerikanischen von Christiana Goldmann. Mit einem Vorwort von Susan Neiman. Stanley Cavells monumentales Buch, das nun in deutscher Übersetzung erscheint, gehört zu den großen philosophischen Büchern des 20. Jahrhunderts. Seit seiner Erstpublikation 1979 hat es eine ganze Generation von Philosophen beeinflusst und gilt längst als moderner Klassiker. Ungewöhnlich breit angelegt, komplex in der Argumentation, eigenwillig, ja exzentrisch im Stil, eröffnet uns Cavell in seinem Opus magnum Zugänge zu epistemologischen, metaphysischen, ethischen und ästhetischen Fragen, die bis heute nichts an Originalität eingebüßt haben. Leuchtend roter Faden, der das ganze Buch durchzieht, ist Cavells Wittgenstein-Lektüre. Konträr zum philosophischen Mainstream liest Cavell Wittgensteins Forderung, "die Wörter von ihrer metaphysischen wieder auf ihre alltägliche Verwendung zurückzuführen", nicht einfach als Hinweis auf eine Gebrauchstheorie der Bedeutung, sondern macht sie für eine raffinierte Umdeutung des Skeptizismus fruchtbar. Denn der Zweifel, tief eingelassen in das menschliche Denken, ist der Dorn im Fleisch der Philosophie. Er ist es, der zwischen uns und der Welt steht, der uns der Welt entfremdet und dazu führt, dass wir sie immer wieder verlieren. Die Macht der Skepsis durch das philosophische Streben nach letzten Wahrheiten brechen zu wollen ist für Cavell ein sinnloses, ja kontraproduktives Unterfangen. Vielmehr muss der skeptisch-metaphysischen Versuchung widerstanden und die Welt auf geradezu romantische Weise ständig zurückerobert werden: indem wir sie in unseren Sprachspielen immer wieder neu erschaffen.

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