Zbigniew Mentzel
Alle Sprachen dieser Welt. Roman
dtv, München 2006
Aus dem Polnischen von Paulina Schulz. Der Held dieses Buches ist ein rechter Schlemihl. Während sein Vater erst ein tapferer Soldat und dann ein pflichtbewusster Angestellter war, der keinen Tag in der pharmazeutischen Abteilung seines Krankenhauses gefehlt hat, und seine Mutter, die eigentlich Konzertpianistin und Dichterin werden wollte, große Hoffnungen für ihren Sohn hatte, sitzt dieser auch mit 46 Jahren noch den lieben langen Tag in seiner winzigen, mit Büchern vollgestopften Warschauer Wohnung, beobachtet seine Nachbarn, spekuliert an der Börse und denkt ergebnislos über die "Sprache der Zukunft" nach. Der Roman spielt an einem einzigen Tag, knapp zehn Jahre nach dem Ende des Kommunismus in Polen. Der 17. Januar ist der Jahrestag der "Befreiung" Warschaus durch die Rote Armee und der letzte Arbeitstag seines Vaters, aber warum dieser Tag auch für Zbigniew Hintz der wichtigste Tag seines Lebens sein wird, erfährt der Leser erst am Schluss des Romans, der die symbolfixierte Befindlichkeit der polnischen Intelligentsija und die unglückliche Vergangenheit dieses Volkes thematisiert.