Joachim Lottmann
Zombie Nation. Roman
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2006
Eigentlich betreibt er Ahnenforschung für seinen großen Roman "Die Lohmers, Verfall einer Familie". Doch nebenbei entdeckt Jolo ein Land, das seine letzten Kinder frisst. Er kapiert: Das Methusalem-Komplott ist gar keine Schreckensvision, sondern längst Realität. Nach einem Jahr Jugend-Feldforschung ist Johannes Lohmer reif fürs Sanatorium. Brav feiert er mit Frau, Hund und Schwiegermutter Weihnachten - es wird fürchterlich. Der deprimierte Ex-Popautor fragt sich: Wer bin ich, wo komme ich her, warum hänge ich mich an fremder Leute Familien und habe keine eigene? Er beginnt Dokumente zu wälzen, besucht die letzten lebenden Verwandten und erfährt: Die Lohmers waren eigentlich immer tolle Hechte, ob Nazi-General oder Widerstandsheld. Der Ur-Lohmer war so was wie der erste Popautor und mit dem preußischen Dandy Graf Pückler ist Jolo irgendwie auch verwandt. Seinem Verlag erzählt er, er schreibe einen Roman a la "Buddenbrooks". Aus Jolos Recherche wird ein Ahnen-Trip, der seine Lebensgeister weckt. Er berauscht sich an den Vorfahren, hat eine Affäre und sogar wieder Sex mit der Ehefrau. Nur eines stört: das Gerontoland, durch das ihn die Familienforschung führt. Unterwegs sieht er iPod-Opas, Schlager-Mumien und Punk-Grufties, er kommt durch jugendbefreite Zonen, beobachtet den Tanz der Polit-Vampire und wird Zeuge, wie die Rentnerdemokratie ihre letzten Kinder frisst.