Harald Mielsch
Griechische Tiergeschichten in der antiken Kunst
Philipp von Zabern Verlag, Mainz 2005
Die Griechen waren genaue Beobachter der sie umgebenden Natur. Neben der Erforschung, die ihren Höhepunkt im Werk des Aristoteles (4. Jh. v. Chr.) hatte, standen auch volkstümliche Erfindungen über die Eigenschaften von Tieren, ihre Jagdmethoden und die Möglichkeiten, sie zu fangen. In diesen reichen Schatz von Erzählungen wurde mit der Ausweitung der griechischen Welt unter Alexander dem Großen auch die Tierwelt Vorderasiens und Nordafrikas einbezogen. Die moderne Forschung hat diejenigen Tiergeschichten - Aussagen über Tiere, die nicht auf Naturbeobachtungen basieren - als Jägerlatein beiseite geschoben und verlegen ignoriert. Schlangenfressende Hirsche, Wächterkraniche, die einen Stein festhalten müssen oder Purpurhühner, die die häusliche Tugend bewachen sollen, Hyänen, die ihre Beute mit ihrem Schatten betäuben oder Tiger, die man nur mit Hilfe gläserner Kugeln fangen kann, werden aber in der antiken Kunst dargestellt und waren Bestandteil der antiken Gedankenwelt. Ihre wechselnde Akzeptanz in der Antike verrät viel über das sich wandelnde Verhältnis des antiken Menschen zur Natur.