Francesco Petrarca
Secretum meum. Mein Geheimnis
Dieterichsche Verlagsbuchhandlung, Mainz 2005
Lateinisch - Deutsch. Herausgegeben, übersetzt und mit einem Nachwort von Gerhard Regn und Bernhard Husss. Das Prädikat 'epochemachend' kommt wohl nur wenigen Werken mit so großer Berechtigung zu wie Petrarcas lateinischsprachigem Dialog Secretum meum (genauer De secreto conflictu curarum mearum, verfaßt um die Mitte des 14. Jahrhunderts und hier erstmals in einer zweisprachigen lateinisch-deutschen Ausgabe vorgelegt). In diesem fiktiven Gespräch zwischen dem Kirchenvater Augustinus und 'Franciscus', einem stilisierten alter ego Petrarcas, geht es um nichts weniger als um den tastenden Entwurf einer frühneuzeitlichen Subjektphilosophie, die das menschliche Individuum aus den einschränkenden Banden mittelalterlich-theologischen Denkens zu befreien trachtet und damit zentrale Wichtigkeit für den von Petrarca begründeten Renaissance-Humanismus hat. Dabei richtet sich der Blick nicht so sehr auf einen als erreichbar gedachten Gott, der die Begründbarkeit und Sinnerfülltheit der Welt garantieren könnte, als vielmehr auf den Menschen und die Problematik seiner Selbstversicherung in einer von Kontingenz geprägten Umwelt.