Europäische Kulturgeschichte. Eine Einführung

Wilhelm Fink Verlag, München 2005
Griechischer Logos und christlicher Glauben (Pistis) - in ihrer Opposition und auch vielfachen Durchdringung - sind Träger der europäischen Kulturgeschichte und formieren sie bis in die Gegenwart. Dabei artikuliert die europäische Kultur von ihren Anfängen an auch eine kritische Begleitstimme zu den kulturellen Leitkodierungen, die sich vor allem im Medium der Literatur äußert. Die Literatur hat Anteil an den epochalen Leitkodierungen und unterminiert sie zugleich. Das gilt für das griechische Drama sowohl wie auch für die große Darstellung der mittelalterlichen Metaphysik durch Dante wie auch die großen literarischen Texte der Neuzeit. Viettas bahnbrechende Einführung konzentriert sich auf die Formierungsphasen der europäischen Kulturgeschichte: Das ist die Formierung der Logos-Kodierung und der mit ihr einhergehenden Entmythisierung in der episteme der griechischen Antike und deren kritischer Brechung im antiken Drama. Es ist die Formierung der christlichen Pistis und der aus ihr entlassenen Kultursysteme. Und es ist die Formierung der Neuzeit durch Prozesse der Säkularisation und der Selbstbegründung eines autonomen wissenschaftlichen Denkens und der philosophischen und literarischen Subjektivität, des Machtdiskurses der Aufklärung und der Entwicklung einer genuin europäischen, aber heute weltweiten sziento-technologischen Kultur. Das Buch unternimmt es erstmalig, einen Gesamtaufriss der europäischen Kulturgeschichte einschließlich ihrer globalen Folgelasten in ihren Hauptlinien vorzuführen. Denn global gesehen hat die europäische Logos-Kodierung mit ihrer Entmythisierung heute eine weit über Europa hinausgehende sziento-technologische und ökonomischen Weltkultur geschaffen, die ihrerseits das europäische Erbe aufgenommen hat, aber eigenständig weiterentwickelt. Im Gegensatz zu anderen Weltkulturen formieren sowohl Logos- wie Pistis-Kodierung einen dualistischen Weltentwurf, der durch die Abwertung der Sinne, der Sinnlichkeit und der Materie gegenüber dem Geist, der Seele, bzw. dem abstrakten Begriff gekennzeichnet ist. Diese Kernformation der europäischen Metaphysik geht auch in die moderne sziento-technologische Kultur ein, die sie ihrerseits und mit ihren Mitteln fortsetzt.

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