Gerhard H. Waldherr
Nero. Eine Biografie
Friedrich Pustet Verlag, Regensburg 2005
Mit 16 Bildtafeln und einer Übersichtskarte. Eng orientiert an den Aussagen antiker Autoren schildert das Buch den Weg Neros (37-68 n. Chr.) vom Sohn einer machtbesessenen Mutter hin zum egomanisch wirkenden Künstler-Kaiser. Eingezwängt in die historisch-politischen Umstände wie in gesellschaftlich-soziale Schranken lotet Nero ständig seine Grenzen aus, um eine eigenständige Persönlichkeit zu entwickeln. Der Autor zeigt hinter dem Bild eines Scheusals, das uns die größtenteils antineronische Überlieferung bietet, einen Menschen, der in einem ständigen Ringen nach persönlicher Standortbestimmung sucht. In diesem Prozess werden moralische Grenzen bewusst negiert, Tabus aufgebrochen und Traditionen mit Gewalt verletzt. Hinter dieser Folie zeigen eigenständige und sachgerechte Entscheidungen immer wieder einen Herrscher, der durchaus Interesse am Tagesgeschehen und politisches Verständnis besitzt. Die Versuche, sich auf dem Gebiet der Herrschaftsausübung zu emanzipieren, sind unverkennbar. Allerdings sind die Widerstände von außen letztlich doch zu stark. Und so führt der Weg des begnadeten Selbstdarstellers Nero immer mehr in eine irreale Traumwelt, die schließlich in sich zusammenstürzt und den Protagonisten mit ins Verderben reißt.