Krupp bleibt doch Krupp. Ein Jahrhundertfest - Krupp-Jubiläum in Essen 1912

Klartext Verlag, Essen 2005
Mit zahlreichen Abbildungen. In den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg erfreute sich das Unternehmen Krupp enormer Umsatzsteigerungen. Es stand im Zenit seiner industriepolitischen Macht. Das einhundertjährige Jubiläum der Firmengründung und das Geburtsjahr des Industriepioniers Alfred Krupp veranlassten im Jahr 1912 zu einem Firmen-Jubiläum, das mit allem denkbaren Aufwand gefeiert wurde. Es dürfte zu den größten je inszenierten Firmenjubiläen gehören. Nicht nur die Firma Krupp, nicht nur die deutsche Montanindustrie, auch die Arbeiterbewegungen erlebten im späten Deutschen Kaiserreich eine Blütezeit sondergleichen. Das Wirtschaftsbürgertum und seine Unternehmungen sahen sich in einer nachhaltigen Koalition von Politik und Wirtschaft, Unternehmerschaft und Staat gestützt, während zugleich und gerade deswegen die sozialdemokratischen und christlichen Arbeiterbewegungen enormen Zuspruch erfuhren. So bietet das Kruppsche Großunternehmen ein besonders prägnantes Beispiel für die industriepolitische Machtballung, die sich, gestützt durch Monarchie und Verfassung, unter diesen Umständen entfalten konnte. In der ersten ausführlichen Darstellung des Firmenjubliäums arbeitet Klaus Tenfelde heraus, zu welchen symbolischen Übersteigerungen eines hypertrophen Machtkartells von Kaiser und Großunternehmer diese Entwicklung führen konnte. Sie kam in den symbolischen Festhandlungen, in den Festabläufen, den Bildern und Ornamenten in Fülle zum Ausdruck. Der Kaiser persönlich erwies dem überragenden deutschen Industrie- und Rüstungskonzern seine Referenz. Wilhelm II. und höchste Militärs beherrschten das Bild, und das Zeremoniell zeigte, wie sehr in den Spätjahren des Kaiserreichs militärische Traditionen und Machtrituale das öffentliche Leben bestimmen. Deshalb spiegelt das Kruppsche Firmenjubiläum in vielerlei Hinsicht die Festkultur des Kaiserreichs am Höhepunkt seiner Machtdarstellung. Wie in einem Brennglas offenbart es zugleich Grundzüge der Kultur jener Zeit: Das war eine Repräsentationskultur ohne Frauen, ohne die Gebildeten aus Wissenschaft, Erziehung, Kunst und Kultur; der militärisch eingefärbte Machtwille durchtränkte den Alltag in einem heute schwer nachvollziehbaren Maße.

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