Kopfgeld. Bezahlte Denunziation von Juden in den besetzten Niederlanden

Siedler Verlag, Berlin 2005
Aus dem Niederländischen von Marianne Holberg. Die Niederlande unter deutscher Besatzung: Dabei denken wir zuallererst an die heldenhaften Versuche, Anne Frank und zahllose andere Untergetauchte zu retten. Ad van Liempt ergänzt dieses Bild um einen verstörenden Aspekt: den bezahlten Verrat von Juden. Innerhalb weniger Monate lieferte eine kleine Gruppe von holländischen Verwaltungsangestellten Juden an die deutschen Besatzer aus. Ihr Motiv: ein Kopfgeld, das für jede ergriffene Person bezahlt wurde. Einen 'Übernahmeschein' für eine jüdische Familie, abgeliefert bei den Deutschen in Amsterdam gegen eine 'Prämie' von sieben Gulden fünfzig pro Person - eine solche Quittung hatte Ad van Liempt vor einigen Jahren erstmals gesehen. Als die Entnazifizierungsakten der Justiz freigegeben wurden, forschte er nach. Was er herausfand, wühlte die Nation auf: Im Auftrag der Deutschen - doch auf eigene Faust - hatten 54 holländische Männer der so genannten Kolonne Henneicke Jagd auf Juden gemacht. Als Angehörige der Hausratserfassungsstelle, die für die Inventarisierung jüdischen Besitzes zuständig war, durchkämmten sie Amsterdam und Umgebung nach untergetauchten Juden, um das vereinbarte Kopfgeld zu kassieren. Sie waren effektiv: Nach nur sechs Monaten wurde die Kolonne aufgelöst. Die Suche war erfolgreich beendet. Die Opfer wurden in die Vernichtungslager der Nazis deportiert. Wer waren diese Leute? Was trieb sie an? Wie gingen sie vor? Gestützt auf umfangreiche Akten, auf Aussagen von Tätern, Opfern und ihren Helfern sowie Gesprächen mit den wenigen Überlebenden, zeichnet Ad van Liempt ein so detailliertes wie beklemmendes Bild eines der dunkelsten Kapitel der Kollaboration mit den Nationalsozialisten.

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