Der Streit um den karolingischen Kalender

Hahnsche Buchhandlung, Hannover 2004
Alle Beteiligten stimmen darin überein, daß sich das lateinische Kalenderwesen während des achten Jahrhunderts grundlegend veränderte: Neben und vor sakrale Daten der christlichen Liturgie traten seither profane Daten der antiken Tradition und der aktuellen Erfahrung. Umstritten ist der Ursprung dieses für die europäische Kultur richtungs-weisenden Kalendertyps: War seine Urform der für verloren gehaltene komputistische Kalender des Angelsachsen Beda von 725? Entstand sie um 740 als angelsächsische, von Alkuin ins Frankenreich eingeführte Mischform aus liturgischen und komputistischen Kalendern? Ging sie auf Osterdebatten innerfränkischer Reformsynoden seit 744 und die Einwirkung von Bonifatius zurück? Diese Lösungsvorschläge behandeln Kalender als kanonische Texte im literarischen Feld der Artes liberales. Betrachtet man sie hingegen als variable Tabellen im Rahmen komputistischer Theorie und liturgischer Praxis, so zeigt sich, daß die Deutung der gezählten, gefeierten und gestundeten Lebenszeit im lateinischen Europa noch bis etwa 780 heftig umstritten war. Erst Karl der Große setzte mit seinen Helfern gegen mannigfache Widerstände allmählich den Vorrang des derzeitigen und diesseitigen Kalendertags durch.

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