Stürm. Das Gesicht des Ausbrecherkönigs

Zytglogge Verlag, Oberhofen 2004
Am 13.April 1981 teilt der Häftling Walter Stürm der Leitung der Strafanstalt Regensdorf mit, er sei "beim Ostereiersuchen". Er hat die süffisante Notiz auf seinem Bett deponiert, bevor er zwischen den zersägten Gitterstäben seines Zellenfensters hindurchklettert und flieht. Am nächsten Morgen bleibt Direktor Bernhard Conrad nur mehr übrig zu bilanzieren, dass Stürm in seiner Amtszeit schon zum dritten Mal entwichen ist. Stürm wird damit zum wohl ungewöhnlichsten Volkshelden der Schweizer Geschichte. Die 80er-Revolte ist damals noch voll im Gang. Stürms Tonfall trifft genau den Zeitgeist. Die Leute bewundern seinen frivolen Ungehorsam. Mehr noch: Sie adeln ihn. Die Abenteuer des "Ausbrecherkönigs" sind in aller Munde. Stürm war bei Menschen unterschiedlichster Herkunft beliebt. Den stärksten Einfluss aber übte er fraglos auf die linke Szene aus. Dies, obwohl der Sprössling einer Ostschweizer Industriellendynastie zeit seines Lebens ein bekennender Autonarr war, der aus seinen kleinbürgerlichen Neigungen nie einen Hehl gemacht hat. Freunde, vor allem Frauen, versuchte er mit Geld und großzügigen Geschenken zu beeindrucken. Die Kultur der Jugendbewegung sagte ihm nichts. Und doch gilt Walter Stürm, der gelernte Karosseriespengler, der rechtskräftig verurteilte Bankräuber, als Rebell. Er wird zum Vorbild jener schweigenden Masse, die sich in einem immerwährenden Kampf gegen einen scheinbar übermächtigen Staatsapparat wähnt.

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