Gerhard Kelling
Jahreswechsel. Roman
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2004
Hanskreuf, zeit seines Lebens von Frauen geliebt, begehrt und beherbergt, wird verlassen; und das ausgerechnet in einer Silvesternacht. Es ist unten am Hafen bei den Landungsbrücken, wo die große Feuerwerksknallerei stattfindet. Ein Blick bringt Klarheit. Was folgt, ist das Jahr des ebenso heroisch-lächerlichen wie zuversichtlich-vergeblichen Aufbegehrens. Hanskreuf sieht sich neu in der Welt um und leckt seine Wunden. Indem er die Tragweite des Geschehens immer klarer wahrnimmt, fällt er in eine Art Erklärungsrausch; er redet und redet: sei es in seiner Stammkneipe "Dorf", sei es gegenüber neuen weiblichen Bekanntschaften, an deren Schultern er überraschend schnell Trost findet, oder sei es auf den griechischen Inseln, auf die er sich flüchtet und wo er den Zufallsbekanntschaften seine Gedankengebäude entwickelt, ohne sich darum zu scheren, ob sie ihm überhaupt zuhören wollen. Und es hilft ihm gar nichts, daß niemand über das Komische der eigenen Lage besser Bescheid weiß als er selbst. Hanskreuf muß sich noch einmal bis auf den Grund gehen, bis dorthin, wo Schmerz und Komik, Euphorie und Resignation verbraucht sind, wo Anfang und Ende in eins fallen, bis er - es ist wieder Silvester - endlich loslassen kann.