Andrea Günter
Weltliebe. Gebürtigkeit, Geschlechterdifferenz und Metaphysik
Ulrike Helmer Verlag, Königstein/Taunus 2003
Von der Postmoderne wird behauptet, sie führe zu Relativität und Unverbindlichkeit, Bindungen verlieren ihren Wert und lösen sich auf. Allerdings kann die Postmoderne auch entgegengesetzt gedeutet werden: Sie hat das Ungenügen aufgedeckt, das in traditionellen Vorstellungen von Bindung liegt. Sie lädt dazu ein, Bezogenheit neu zu denken: die verschiedenen Weisen der Gestaltung zwischenmenschlicher Beziehungen, die politische Ordnung für demokratische Teilhabe von Gruppen sowie Individuen verschiedenster Interessen, ferner nichtpatriarchale Beziehungen innerhalb von Gemeinwesen anderer Kulturen und anderer Zeiten, letztlich das Subjekt als Beziehung. Für die abstrakteste Form, Bezogenheit zu denken, stand traditionellerweise "die Welt". Die Welt war ein zentraler Begriff der Metaphysik. Für eine feministische Philosophin wiederum sind Weltverachtung und Frauenverachtung, aber auch Postmoderne und Metaphysikkritik eng miteinander verbunden.