Verkehr. Zu einer poetischen Theorie der Moderne. Habil

Wilhelm Fink Verlag, München 2003
Baudelaire hatte die zivilisatorische und ästhetische Moderne als flüchtig, transitorisch und kontingent charakterisiert. Alle drei Merkmale verdichten sich im Vorstellungsbild "Verkehr", das mithin eine zentrale Wahrnehmungsfigur der Moderne darstellt. Ebenso wie die neuen Formen der Massenunterhaltung und der Reklame ist die Dynamik auf dem Straßenpflaster unwesentlich, aber gerade die unwesentlichen Teile der Lebens-welt bauen den Menschen um, dezentrieren die alteuropäischen "Ideokratien" (Musil) und revolutionieren die Künste. In zahlreichen Texten der Avantgarden repräsentiert der Straßenverkehr umfassende topographische, soziale und psychische Delokalisierung. Feierte der Futurismus den kinetischen Rausch elitärer Piloten und Chauffeure, so bieten neusachliche Romane Ansichten einer demokratisierten Teilhabe an den turbulenten Zirkulationssystemen der Metropolen; das massenhafte Verkehrstreiben auf dem Asphalt gerinnt um 1930 zu Bildern eines leerlaufenden, sich selbst genügenden Kreisverkehrs.

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