Thomas Dworzak
Taliban
Fotobuch-Edition, Freiburg 2003
In Kandahar, der seit jeher für ihre orientalischen Lustbarkeiten berühmten paschtunischen Stadt, wo Mullah Omar sein letztes Hauptquartier hatte, gibt es die Tradition von Männern in hochhackigen Sandalen und schwarz geschminkten Augen, mit Henna gefärbten Bärten und Fingernägeln. Offensichtlich waren auch Taliban-Kämpfer eitel, denn sie ließen sich trotz Verbot gerne porträtieren und ihre Fotos kunstvoll retuschieren. Der Fotograf Thomas Dworzak, der für den "New Yorker" in Afghanistan Kriegsberichterstatter war, entdeckte diese Fotografien wenige Tage nachdem die Taliban aus Kandahar geflohen waren. Sie hingen in den Schaufenstern von Fotoläden, direkt neben Bildern von Leonardo DiCaprio, Bruce Lee und Ahmed Schah Massoud. Die Hintergründe der einfacheren Fotos sind Schweizer Panoramen. In den Händen halten die Taliban-Kämpfer eine Kalaschnikov oder einen Topf mit Plastikblumen. Manche sind allein, andere mit einem Freund. Einige sitzen steif nebeneinander, andere halten sich voller Zuneigung bei den Händen. Unter ihnen waren sicher Mörder.