Michael Theobald
Herrenworte im Johannesevangelium
Herder Verlag, Freiburg 2002
So faszinierend die Bildwelt der johanneischen Jesus-Reden auch ist, so rätselhaft präsentieren sie sich in ihrer von ständigen Wiederholungen und zahllosen Spannungen gezeichneten literarischen Gestalt, was die Frage aufwirft, welchen Baugesetzen sie verpflichtet sind. Dabei geht es nicht (wie in einem älteren Forschungszweig) um den apologetischen Versuch, über die Rekonstruktion von "Herrenworten" den Anschluss des 4. Evangeliums an alte mutmaßliche Jesus-Überlieferungen zurückzugewinnen; vielmehr steht eine sowohl form- wie gattungskritische Analyse dieser Reden an mit dem Ziel, deren literarische Hermeneutik im Umgang mit gemeindlichem "Spruchgut" zu eruieren sowie aus dem dabei aufscheinenden inneren Gefälle der Reden Einsichten in die Verarbeitung des Traumas der historisch vorausliegenden Trennung der johanneischen Gemeinde von der jüdischen Synagoge zu gewinnen.