Florian Ebner
Metamorphosen des Gesichts. Die 'Verwandlungen durch Licht' von Helmar Lerski
Steidl Verlag, Göttingen 2002
Auf einer Dachterrasse in Tel Aviv realisiert der Fotograf und Kameramann Helmar Lerski 1936 ein Werk, das für ihn die Summe seiner künstlerischen Arbeit als Lichtbildner darstellt: Von einem einzigen jungen Mann, dem Bautechniker Leo Uschatz, fertigt er rund 140 fotografische Großaufnahmen des Gesichts an. Unter aufwendigem Einsatz zahlreicher Spiegel verwandelt er die Physiognomie seines Modells in immer neue plastische Landschaften. Gegen die herkömmliche Vorstellung vom Porträt, das die Identität des Dargestellten zu ergründen sucht, wird das Gesicht in den Fotografien Lerskis zu einer Leinwand, auf die er die Mimik der Stummfilmepoche projiziert und damit gleichsam einen Katalog ihrer Affekte erstellt. Die "Verwandlungen durch Licht" nehmen eine wichtige, extreme Position innerhalb der Geschichte des fotografierten Menschen ein.