Vierzig Jahre lang hat sich der
Schriftsteller Günter Grass an den
Springer-Boykott gehalten, nun hat er sich mit Vorstandschef
Mathias Döpfner zu einem Gespräch getroffen: Politisch sind sich beide immer noch nicht grün, Döpfner räumt allerdings ein, dass die Auseinandersetzungen um 68, Rudi Dutschke und Heinrich Böll dem Land und dem Verlag geschadet haben: "Bis heute. Durch Fehlwahrnehmungen und Fehlentwicklungen der Bundesrepublik. Durch eine Wagenburg- und
Bunkermentalität in unserem Verlag. Und durch Klischees, die bis heute wirken. Es gab Vorwürfe, die grotesk sind. Axel Springer als Faschisten zu bezeichnen, ist einfach zutiefst ungerecht. Er war Antifaschist." Aber weiter geht er nicht! "Grass: 'Was das Springer-Haus mit Böll angestellt hat, ist eine Schande für Ihre Zeitungen. Ich möchte Sie eigentlich bitten, lieber Herr Döpfner, doch die Größe aufzubringen, sich in aller Form und deutlich lesbar
an exponierter Stelle zu entschuldigen.' Döpfner: 'Herr Grass, wenn man die frühen
68er-Schlüsseltexte liest, dann kann ich nur sagen, eine Entschuldigung müsste dort anfangen.'"
In einem Debattenbeitrag äußert sich auch
Joachim Gauck ehemaliger
Bundesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen, zu der Forderung der so genannten
Sabrow-Kommission, bei der Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit stärker den Alltag miteinzubeziehen (hier der
Kommissionsbericht): "Die Aufarbeitung der DDR-Diktatur wird scheitern, wenn wir nur über die Stasi-Gräuel sprechen. Denn bei der Fixierung auf den Geheimdienst kommen wesentliche Bereiche des Lebens in der 'sozialistischen' Gesellschaft nicht vor: weder die führende Rolle der SED noch die differenzierten Anpassungs- und Karrieremuster. Denn die DDR-Bevölkerung ist in großen Teilen geprägt durch ein
Angst-Anpassungssysndrom, das keineswegs vom Polizei- und Geheimdienst allein geschaffen war."
Weiteres: Der Titel ist der derzeitigen "Deutschland-Party" gewidmet, die Cordt Schnibben hymnisch besingt: "Die
Menschheit feiert sich selbst in solchen Momenten, sie feiert ihre Kreativität, sie feiert ihre Vielfalt, sie feiert ihr Miteinander." Im Interview mit Moritz von Uslar antwortet
Simon Rattle Kritikern, die ihm vorwerfen, er habe den Klang der
Berliner Philharmoniker verflacht: "Es hat für mich wenig Sinn, zu sagen: Gebt mir euren
alten Karajan-Sound! Die große Mehrheit der Philharmoniker hat ihn nie gehört." Wichtig sei vielmehr, "dass der Ton sich vom Boden abhebt, Flügel bekommt und hoch hinausgeht".