Eine
Katastrophe nennt Bernard-Henri Levy die Versöhnung von
Fatah und Hamas: für Israel, den Präsidenten der Palästinensischen Autonomiebehörde Mahmud Abbas, die Palästinenser und einen trotz allem möglichen Frieden. "Und dann ist das schließlich eine Katastrophe für den arabischen Frühling. Niemandem entgeht, was er ist, nämlich auch ein
ideologisches Schlachtfeld, auf dem zwei Kräfte aufeinandertreffen: auf der einen Seite die demokratische und liberale Strömung, Anhänger der Menschenrechte und Verfechter eines gemäßigten Islam und auf der anderen Seite die
alten Knacker des radikalen Islamismus, die Tyranneien von gestern und vorgestern - die nicht tot zu kriegende Bewegung der 1928, im Gefolge des aufkeimenden Nazismus in Ägypten gegründeteten Muslimbrüder, deren palästinensischer Zweig die Hamas heute ist. Wieso sieht denn keiner, das diese Bedingungen, dieser 'historische' Einigung ein
Rückschritt in die Vorzeit ist? Warum begreift man nicht, dass diese inszenierte Fraternisierung eine Beleidigung für all die jüngsten Aufstände ist, die die arabische Welt aufs Neue wieder unters Joch zwingen könnte - eine Beleidigung für all die Jugendlichen auf dem
Tahir-Platz in Kairo, die wochenlang demonstrierten ohne den geringsten Schatten eines antiwestlichen, antiamerikanischen, antiisraelischen Slogans?"