Marcel Ophüls gesteht in einem
langen Interview mit
Les Inrocks, er sei immer ein bisschen eifersüchtig auf seinen Vater Max gewesen, weil dieser so einen
Schlag bei Frauen gehabt habe - ein Gefühl, das sich inzwischen allerdings etwas gelegt habe... In dem Gespräch anlässlich des Erscheinens seiner
Autobiografie "Mémoires d"un fils à papa" spricht er auch über die Nazizeit, die Zusammenarbeit als Assistent seines Vaters bei Filmen wie "Lola Montez" und seine eigenen Anfänge als Regisseur. Auf die Frage, ob er aus Zufall ein großer Dokumentarfilmer geworden sei, antwortet er: "Könnte man so sagen, allerdings bin ich mit dem Dokumentarfilm
nicht wunschlos glücklich. Ich habe gute Filme gemacht, vielleicht auch einige bedeutende, aber der Dokumentarfilm ist ein enges Genre, in dem man keine Bewegungsfreiheit hat, in dem man nichts erfinden kann. Ich weiß nicht, ob ich fähig bin, Geschichten zu erfinden, aber wenn man über dieses Talent verfügt, ist
Fiktion befriedigender. Auch das Ergebnis ist präziser: Mit einem Drehbuch und Schauspielern kann man genau den Teil der Wirklichkeit auswählen, den man erzählen möchte. Im Dokumentarfilm ist die Bearbeitung eines Themas dagegen
ein Slalom um die Zeitumstände."