Magazinrundschau - Archiv

Film Comment

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Magazinrundschau vom 07.02.2017 - Film Comment

Still aus Still aus Laida Lertxundis "Vivir para vivir/Live to Live"
R. Emmet Sweeney unterhält sich für Film Comment mit der Experimentalfilmemacherin Laida Lertxundi, deren auf analogem 16mm-Material gedrehte Arbeiten sich an den Traditionen des strukturellen Films und dessen Begriff von Zeit als Medium orientieren. In "Vivir para Vivir/Live to Live" etwa machte sie Signale ihres eigenen Körpers zum formgebenden Prinzip: "Das hat mir viel Spaß gemacht, zum Doktor zu gehen, ein Kardiogramm zu erstellen und mich daran zu orientieren, um Rhythmus und Struktur eines Films zu finden. Wenn man über den Körper nachdenkt und darüber, wie man ein verkörpertes Werk herstellt, dann ist dies buchstäblich die definitive Methode. ... Tashi Wada nutzte das Kardiogramm für den Soundtrack und erstellte die Komposition mit dem Harmonium, das man später im Film über den Bergen hört. Ich liebe es, wie das Bild zu Klang wird. Auch wenn es mein abstraktester Film ist, steckt da doch soviel Körperlichkeit drin. Der Teil am Ende, mit den blauen und roten Feldern, entstammt der Aufnahme eines Orgasmus, die dann durch einen Synthesizer gejagt wurde - das Blau ist die Aufnahme des Himmels über dem Death Valley und das Rot ist das, was dabei entsteht, wenn man die Kamera öffnet und das Ende der Filmrolle der Sonne aussetzt."

Magazinrundschau vom 10.01.2017 - Film Comment

Bevor Stephen Bannon das rechtspopulistsche Onlinemagazin Breitbart News leitete und in Donald Trumps Beraterteam aufstieg, hatte er sich als Filmproduzent und in jüngeren Jahren auch als Regisseur reißerisch-rechter Dokumentarfilme versucht. Die an Riefenstahlschem Erweckungspathos nicht armen, ästhetisch aber einigermaßen schäbigen Machwerke sind wahrlich kein cineastischer Genuss, erklärt Jeff Reichert. Aber sie bieten Einblicke in die Geisteswelt jenes Milieus, das mit Donald Trumps Präsidentschaft nun direkten Einfluss auf die Weltgeschicke ausüben kann. Denn "am interessantesten und gefährlichsten an diesen Filmen und ihrem Macher sind nicht deren mangelndes Interesse an Wahrheit und Fakten, oder die Art und Weise, wie sie eine der heutzutage am häufigsten verwendeten visuellen Ästhetik ('unscripted') huckepack nehmen oder wie sie mittels der Verbindung aus beidem populistische Wut anstacheln. Es ist ihre tiefsitzende Traurigkeit und was diese für die weitere Gesundheit unserer Nation in Aussicht hält. Das sind Filme, die sich schmerzlich nach einem Amerika sehnen, das ein gewisser Teil der Bevölkerung für verloren hält oder das sie verloren zu gehen drohen sehen. Hinter all dem Gepolter, Bombast und durchgeknallten ästhetischen Entscheidungen verbergen sich tief nostalgische, verängstigte und melancholische Filme. ... Wie viele Männern seines Alters bedauert es Bannon, nicht Teil der Greatest Generation zu sein - in der Männer noch Männer waren, gen Europa zogen und eindeutige Siege über eindeutige Feinde errangen - und seine Filme führen oft zurück zum Zweiten Weltkrieg, zu Hitler und Stalin. Er betrachtet Geschichte wie ein kleiner Junge, dessen Perspektive so schwarz-weiß ist wie die TV-Western, die er als Kind wahrscheinlich gesehen hat."

Martin Scorseses neuer Film "Silence" ist eine Verfilmung eines im 17. Jahrhundert spielenden Romans des japanischen Schriftstellers Shusaku Endo, der darin die Geschichte zweier Jesuiten in Japan erzählt. Ein Herzensprojekt des Regisseurs, der mit der Idee einer Verfilmung jahrelang schwanger gegangen ist. Woran es unter anderem lag, dass die Umsetzung so lange dauerte, verrät er im großen Interview Nick Pinkerton: "Ich habe die japanischen Filme einfach nicht aus meinem Kopf gekriegt. Wo die Kamera positionieren? Auf der Höhe eines Tatami? Die alte Geschichte eines Manns aus dem Westen in Japan. Ich bin kein Japaner. Ich kann Natur oder die Ziegel eines Daches nicht so einfangen wie Kobayashi das im Vorspann zu 'Samurai Rebellion' gemacht hat." Der deutsche Kinostart von "Silence" ist im März.

Für das Blog des Film Comment hat sich Jordan Cronk zudem mit der Berliner Regisseurin Angela Schanelec unterhalten.

Magazinrundschau vom 29.11.2016 - Film Comment

Regisseur Paul Schrader schreibt ausführlich über seine langjährige Faszination für den japanischen Regisseur Yasujiro Ozu, dessen Werk er zahlreiche filmtheoretische Impulse verdankt. Unter anderem geht es auch um Ozus Kameraeinstellungen, die berüchtigt dafür sind, das Geschehen aus einer deutlich niedrigeren Höhe zu zeigen als die meisten anderen Filme. "Die Kritiker sprechen davon (...), dass diese Kamerapositionierung der Blickhöhe eines Menschen entspricht, der auf dem Fußboden sitzt. Doch Ozu schießt auch Büroszenen, in denen jeder steht oder auf Stühlen sitzt, aus dieser Höhe. Ich denke daher, dass es nicht so sehr darum geht, der Blickachse eines Menschen zu entsprechen, der auf einer Tatami-Matratze hockt. Es geht um Mangel an Freiheit, um Selbstrestriktion. In 'Passing Fany' bewegt er die Kamera und dies sogar auf einem Dolly. Als er weitere Filme drehte, bemerkt er: 'Ich brauche keinen Dolly.' Es geht also um mehr als nur einen 'japanischen Blickwinkel', es geht um die Idee, Freiheit in der Einschränkung und Zurückhaltung zu finden. Das ist gar nicht mal unähnlich dem, was eine Person in einem Kloster sagen würde: nur mit dieser Art des Rituals, nur in dieser Art asketischen Lebens, gelingt es mir, mich tatsächlich frei zu fühlen."

Dazu ein Ausschnitt aus "An Autum Afternoon", Schraders Lieblings-Ozu:


Magazinrundschau vom 22.11.2016 - Film Comment


Szene aus Mad Fox, 1962.

Eine New Yorker Retrospektive bietet derzeit die Möglichkeit, den im westlichen Ausland nahezu unbekannten Regisseur Tomu Uchida kennenzulernen, durch dessen Werk Marc Walkow führt. Zu entdecken ist dabei ein Regisseur, der sich unter den Bedingungen des japanischen Studiosystems stilistisch immer wieder gewandelt hat. "Uchida steht in der Tradition der Genre-Stilisten aus Hollywoods Goldenem Zeitalter vom Schlage eines Anthony Mann oder Raoul Walsh. Als solcher legte er zwar einen wenig erkennbaren persönlichen Stil an den Tag, um ihn als Auteur nach dem französischen Verständnis des Begriffs aufzufassen. Doch die durchgängig hohe Qualität seiner Arbeiten und seine Befähigung, in einer Vielzahl von Genres zu brillieren, kennzeichnen ihn als Regisseur, dessen (Neu-)Bewertung durch die Kritiker überfällig ist. Sein Werk sperrt sich auch jeder Schubladisierung. Seinem Ruf als Regisseur historischer Kostümdramen steht zum Beispiel 'The Eleventh Hour' aus dem Jahr 1957 entgegen, ein sozialrealistisches Ensemble-Melodram über eine Rettungsaktion nach einem Mineneinsturz, das sich mit allem misst, was in Hollywood zur selben Zeit herausgekommen ist. Zugleich zeichnete Uchida aber auch verantwortlich für einige der besten Schwertkampffilme der fünfziger und sechziger Jahre." 2005 wurde Uchida bereits schon einmal wiederentdeckt - im Zuge dessen brachte die taz damals ein großes, auch heute noch lesenswertes Porträt.

Magazinrundschau vom 08.11.2016 - Film Comment

Die vor 20 Jahren aufsteigenden Hoffnungen, das Kino würde schwule, lesbische, Trans- und queere Personen besser repräsentieren, haben sich nicht erfüllt, stellt Mark Harris in einem Überblick zum Stand der Dinge fest: Die Akzeptanz hinter den Kulissen mag gestiegen sein und während die im Zeitalter von VoD allerdings völlig vernischten Indie-Filme sich entsprechenden Themen zwar selbstverständlich nähern, ist dergleichen im Mainstreamkino allenfalls im Mikrobereich zu beobachten. Auffällig ist aber, dass sich vor allem das Fernsehen offener gegenüber homosexuellen und queeren Menschen zeigt. ... In den meisten Filmen ist niemand einfach bloß da, sondern aus einem ganz bestimmten Grund. Und Hollywood hat noch immer keinen wirklichen Dreh gefunden, hier LGBT-Leute ins Bild zu rücken. Vor einem Vierteljahrhundert lautete die Parole der Aktivisten noch 'Wir sind hier, wir sind queer, gewöhnt euch dran.' Dem Fernsehen verschaffte dies einen Vorteil: Leuten dabei behilflich zu sein, sich an etwas zu 'gewöhnen', ist eine Spezialfähigkeit des Mediums. Im Kino jedoch übersetzte sich diese Nachricht in ein 'Ihr seid hier, ihr seid queer, ihr habt gewonnen, begriffen, aber können wir jetzt bitte weitermachen?'"

Weiteres: Violet Lucca plädiert dafür, den kreativen Anteil, den Digitaleffekt-Künstler an der fertigen Gestalt von Filmen haben, als ästhetische Leistung zu würdigen und die Arbeiter der Anonymität und Ruhmlosigeit zu entreißen. Eric Hynes schreibt über 40 Jahre Steadycam. José Teodoro unterhält sich mit Pablo Larraín.

Magazinrundschau vom 11.10.2016 - Film Comment

Das Netz mag mit seinen unzähligen Nischen und Separées für cinephile Bedürfnisse ein Paradies sein - für die um Außenwirkung bemühte Filmkritik ist es die Hölle, stellt Nick Pinkerton mit betrübtem Blick auf die Filmkultur fest, die zusehends von Diskussionen geprägt seien, die mit dem Film als Kunstform nichts mehr zu tun haben: "Dieses fortlaufende Spiel, bei dem man sich ständig neu positionieren muss, um eine bislang noch nicht besetzte Position zu beanspruchen, erinnert an eine Art mentales Badminton, bei dem verschiedene kulturelle Schiedsrichter versuchen einzuschätzen, wo der Federball des Konsens als nächstes auftrifft, um sich so zu positionieren, dass sie den Ball zurückspielen können. ... Im Jahr 2016 gibt es pro Woche nicht signifikant mehr oder weniger diskussionswürdige Kultur als etwa vor 30 Jahren, doch heute ist so viel mehr Platz zu füllen und eine große Scheindebatten-Industrie ist fleißig dabei, diese Lücke zu füllen. Darf man einen Woody-Allen-Film noch reinen Gewissens sehen? Was ist Deine Meinung zu den letzten außerfilmischen Statements von Edgar Wright und Ava DuVernay? Wie hältst Du es mit dem komplett weiblich besetzten Reboot der 'Ghostbusters'? Und was sagen die Reaktionen darauf über Amerika aus?"

Magazinrundschau vom 13.09.2016 - Film Comment

Eine ganze Reihe amerikanischer Schauspieler, die eben noch in kleinen Filmen mitspielten und nahezu nahtlos ins Blockbustergeschäft wechselten, zeichnet sich durch auffällige Parallelen in ihrem Spiel aus, ist Shonni Enelow aufgefallen: Jennifer Lawrence, Rooney Mara, Oscar Isaac und Michael B. Jordan spielen kontrolliert, oft verschlossen, mit nur kleinsten Regungen in der Mimik unter weitgehender Vermeidung emotionaler Ausbrüche - ein klarer Unterschied zum expressiven Spiel des Method Actings, wie es einst Marlon Brando, James Dean und Al Pacino groß gemacht haben. Enelow schlägt vor, dies zu lesen als "Reaktion auf eine gewalttätige oder chaotische Umwelt, die keine alternative Vision einer offenen und vielversprechenden Zukunft mehr bietet. Selbst wenn sie sich einer entfremdeten oder gefühlskalten Welt gegenüber sahen, öffneten sich die Schauspieler von früher mit ihren Emotionen gegenüber Kamera und Publikum und vertrauten ihnen implizit, darauf großzügig zu reagieren, sei es mit gespiegelten Emotionen oder menschlichem Mitgefühl. Expressives Schauspiel - zu dem Method Acting zählt - basiert auf der Überzeugung, dass das Publikum einen Zugang zu den Emotionen des Schauspielers möchte. Dahinter steht ein grundsätzlicher Optimismus: Dass die Welt ein besserer Ort wäre, wenn wir uns gegenseitig die Wahrheit über unsere Gefühle erzählten. ... Zugespitzt gesagt: Method Acting brachte die Vorstellung, die Amerikaner Mitte des 20. Jahrhunderts von sich hatten, auf den Punkt: Von repressiven Normen und psychologischen Blockaden zwar gezügelte, doch schlussendlich ruhmreiche, voll aufblühende Individuen mit einem reichhaltigen Innenleben und mächtig sprudelnden Gefühlen. Im Gegensatz dazu, zeigt uns heutiges Filmschauspiel die Mikro-Reaktionen von Menschen, die sich unspektakulärer Überlebensstrategien bedienen bei dem Versuch, ihre minimalen Bedürfnisse zu befriedigen, koste es, was es wolle."

Außerdem: Ashley Clark spricht mit der Regisseurin Ava DuVarney über deren Dokumentarfilm "The 13th", der sich damit auseinandersetzt, dass eine überproportional hohe Zahl Schwarzer im Gefängnis sitzt.Andrew Chan vermisst im Gegenwartskino den prominent positionierten, griffigen Song. Michael Koresky porträtiert die Kamerafrau Kristen Johnson, die ihre Erfahrungen im Dokumentarfilm "Cameraperson" bündelt. Nick Pinkerton plaudert mit Roger Corman.

Und ja, das ist Maren Ade auf dem Cover.

Magazinrundschau vom 14.06.2016 - Film Comment

Der britische Filmemacher Alan Clarke wurde bekannt mit dem Skinhead-Drama "Made in Britain", dem Jugendknastfilm "Scum" und dem Hooliganfilm "The Firm" mit Gary Oldman, allesamt Filme also, die sich durch einen sozialrealistischen Blick auf Phänomene rüden Machismos auszeichnen. Eine umfangreiche BluRay-Box des British Film Institute erschließt nun die restlichen Fernseharbeiten des Maverick-Auteurs. David Fear kann die Box in seiner ausführlichen Besprechung nur wärmstens empfehlen - schon alleine wegen der im britischen Hinterland angesiedelten Obskurität "Penda's Fen" aus dem Jahr 1974. Das mit diversen Entgrenzungen spielende Drama bedient sich beim Thema erwachender Homosexualität genauso wie es mit dem folkloristischen Horrorfilm flirtet: "Gottes Segen mit Dir, oh altes, sonderbares England! Reich an Symbologie und eher LSD-Stoff als Alltagsdrama, handelt es sich hierbei um einen 'Was zum Geier'-Ausreißer in Clarkes Filmografie. Darauf angesprochen, musste er selbst einmal eingestehen, keine Ahnung zu haben, was [Drehbuchautor] Rudkin eigentlich im Sinn hatte. Nichtsdestotrotz ist dieser Fiebertraum so politisch wie Clarkes später umgesetzte, offensichtliche Kritik am Kapitalsmus ('Beloved Enemy', 1981) und am Sozialismus ('Nina', 1978). Seinen surrealen Verzierungen zum Trotz, lässt sich 'Penda's Fen' auch als Abhandlung über nationale Identität lesen: Was bedeutet das englische Erbe in einer sich rasant wandelnden Welt, wem steht es zu und was geschieht, wenn Geschichte zum Totschläger wird?"

Der Film steht auch auf Youtube, allerdings in sehr bescheidener Qualität. Bereits 2010 würdigte der Illustrator John Coulthart den damals noch kaum greifbaren Film in seinem Blog mit einem ausführlichen Essay.

Magazinrundschau vom 16.02.2016 - Film Comment

Für Film Comment hat sich Nicolas Raplold mit der Filmemacherin und Aktivistin Laura Poitras über ihre Schau "Astro Noise" im New Yorker Whitney Museum unterhalten. Naturgemäß geht es darin und auch im Gespräch um Fragen nach dem Subjekt im Zeitalter der informationsdienstlichen Überwachung, doch Poitras kommt auch darauf zu sprechen, was ihre Ausstellung mit dem Kino zu tun hat: "ich wollte hier nichts schaffen, zu dem das Publikum nur ein passives Verhältnis aufbauen würde. Ich wollte, dass es ein Narrativ hat, dass es also eine Weise geben würde, wie man die Schau betritt, und eine andere, wie man sie verlässt. Es gibt eine Art Spannungsbogen und eine Art von Aufdeckung, wie typische narrative Tropen. Entdeckungen, Offenbarungen, Herausforderungen. Auswahlmöglichkeiten. Wir teilten die Ausstellung also in diese Räume ein und ich begann damit, verschiedene Sorten von Werken herzustellen, und bemerkte darüber, wie sehr sie auf die Sprache des Kinos zurückgriffen (...) Wie etwa auch die Gucklöcher eine Reverenz an das frühe Kino darstellen. An einigen Stellen bemerkten wir also, wow, in gewisser Hinsicht hat das viel mit dem Kino zu tun. Und es geht auch um Verführung und die verschiedenen Arten, wie das Kino funktioniert."

Magazinrundschau vom 05.01.2016 - Film Comment

Filmgeschichte ist fragil - insbesondere in Hongkong scheint das zu gelten, wie Grady Hendrix berichtet. Sogar Klassiker aus den 90er Jahren sind heute - trotz damals großem Kassenerfolg und bis heute attraktiver Starbesetzung - mitunter kaum mehr auf historischem Filmmaterial aufzutreiben. Reger Handlungsbedarf für Archivare und Restauratoren also, die sich allerdings nicht nur etwa mit den Fragen nach der korrekten Farbwiedergabe herumquälen müssen, sondern insbesondere auch mit einer kniffligen Rechtelage, die von einem zeitlich fast uferlos ausgedehnten Urheberrecht verursacht wird, dass nicht nur Kultur zerstört, sondern selbst die Rechteverwerter paralysiert: "'Vor allem, was Filme aus den Achtzigern betrifft, ist die Rechtelage völlig undurchsichtig', sagt [Restaurator] Bede. 'Den Leuten damals war nie bewusst, dass sie einen Film drehen und noch in dreißig, vierzig Jahren damit Geld verdienen könnten. Also haben sie die Rechte für Übersee einfach verkauft und jetzt sind sie kaum mehr nachvollziehbar. Es ist sehr schwierig, sie zu recherchieren.' ... Wer sich die Mühe macht, um einen Film zu restaurieren, will sicher sein, dass er diese restaurierte Fassung in so vielen Märkten wie möglich zu Geld machen kann. Besitzt man nur die Rechte für den chinesischen Markt, verliert eine Restaurierung deutlich an Reiz. Wer aber besitzt die Rechte an den Bruce-Lee-Filmen, die Fortune Star derzeit restauriert? Fortune Star gehört der chinesische Markt, doch die nordamerikanischen Rechte sind schwieriger zu ermitteln. 'The Big Boss' lief in Nordamerika ursprünglich in der mittlerweile aufgelösten Chinatown-Auswertung, später brachte Columbia den Film nochmals heraus. 20th Century Fox brachte ihn auf Homevideo. Und die Streaming- und Fernsehrechte liegen bei Miramax. Die meisten Verleiher meiden einen solchen Rechte-Dschungel. Was wiederum bedeutet, dass es weniger Anreiz gibt, Hongkong-Filme zu restaurieren." Was wiederum eine echte Katastrophe für die Filmkultur ist.