Abgesehen von einigen
Spitzenmarken hat der
ungarische Wein viele ungenießbare Weine aufzubieten; was fehlt, ist eine breite Mittelklasse. Und genauso,
stellt Imre Tompa fest, verhält es sich mit der ungarischen Gesellschaft: "Jede vernünftige Gesellschaft hat einen Mittelstand. Bei uns bildeten vor dem Zweiten Weltkrieg die
Möchtegern-Aristokraten und Beamte, während des Kommunismus die
unterdrückten Intellektuellen und nach der Wende erschöpfte und/oder Steuern hinterziehende
Kleinunternehmer den sogenannten Mittelstand. Die Mittelschicht von heute ist sehr heterogen: erfolgreiche Unternehmer, die gut gebildete und kosmopolitische junge Generation, die für die postsozialistischen Länder typischen, immer vom Staat abhängigen Quasi-Bürger, die sich nicht ändern wollenden, angesichts des Kapitals immer noch
errötenden Intellektuellen und die heruntergekommenen Nachfahren des ehemaligen Kleinadels gehören heute zum Mittelstand. Der Antisemitismus und andere Hirngespinste der letzteren gibt diesem schlechten Cuvee
einen ekelhaften Beigeschmack. Ganz unten brodelt unidentifizerbarer dunkler Saft.?