In einem wunderbaren Interview
spricht der
Jazz-Saxofonist Ornette Coleman über die Entwicklung seiner Musik. Der inzwischen 76-Jährige, der am 30. August das
Pariser Jazzfestival eröffnen wird, erzählt viele
Anekdoten, darunter über seine ersten New Yorker Auftritte im
Five Spot im November 1959. Am ersten Abend mussten er und seine Mitspieler nach empörten Zuhörerprotesten die Bühne verlassen, am nächsten Tag brach in den Zeitungen eine
Debatte über seine Musik
los. "Man warf mir vor, falsch zu spielen, keine Ahnung von Noten oder Harmonie und den Regeln des Bebpo zu haben. Man gab meiner Musik den Beinamen 'Freejazz', was so viel hieß wie '
bedeutungslos'. Am dritten Abend bemerkte ich zu meiner großen Überraschung
Leonard Bernstein: Er kam auf die Bühne, umarmte mich, nahm das Mikro und erklärte, unsere Musik sei das Interessanteste, was er seit Charlie Parker und Thelonious Monk in den Vierzigern gehört habe. Er flüsterte mir ins Ohr: 'Es ist viel
besser,
gekreuzigt zu werden als sich zu langweilen, mein Lieber. Übrigens wird die Kreuzigung dich unsterblich machen.' Und so wurden meine Konzerte zum Treffpunkt der New Yorker Intelligenzija."
In einem weiteren Interview
gibt Bob Dylan ausführlich Auskunft über sein neues Album
"Modern Times". Sein Stimmeinsatz darauf sei bewusst
gedämpfter als gewohnt,
nicht so nasal ausgefallen und er habe sich bei einigen Stücken um eine "
Retroatmosphäre" bemüht. Auf die Frage nach den Gründen, antwortet er: "Die eigene Identität kann sich in der Musik auflösen. Ich meine damit: Man kann zum Beispiel glauben, man sei ein Bluesman oder ein Rocker oder ein Songwriter... Und trotzdem, wenn man wirklich aufmerksam eine andere Musik hört, entdeckt man, dass es noch andere Dinge in einem gibt. Man ist jemand, den man nicht mehr kennt. Es ist normal, dass mein Stil sich entwickelt: Der Großteil der Kompositionen auf diesem Album sind Bluesstücke, jazzige Balladen und natürlich Folksongs, langsam oder in einem Cowboy-Rhythmus. Das ist normal, weil ich mir meine
Platten wie Filme vorstelle, die von der amerikanischen Identität erzählen. In Amerika will man uns immer glauben machen, wir seien Erfinder! Klar, aber Amerika vergisst oft, dass alles, was man erfindet Teil einer Vergangenheit, alter Einflüsse ist... Wenn meine persönlichen Einflüsse von Pete Seeger, Woody Guthrie, Allen Ginsberg und Jack Kerouac kommen, dann auch vom Jazz und vom
Blues der Schwarzen!"